Zur Lage am Arbeitsmarkt: Schönfärberei der amtlichen Statistik

Herbert Wilkens 05.09.2009 Druckversion

Das bedingungslose Grundeinkommen wäre auch bei Vollbeschäftigung eine höchst erstrebenswerte Errungenschaft – um so mehr bei Massenarbeitslosigkeit. Eine unabhängige Analyse der aktuellen Arbeitsmarktlage von Joachim Jahnke kommt zu alarmierenden Ergebnissen, die den Erfolgsmeldungen von Regierungsseite entgegenstehen: massenhaft Entlassungen der Leiharbeiter, drastischer Anstieg der Kurzarbeit, zunehmende Unterbeschäftigung (Arbeitslose, die nicht von der Arbeitsagentur sondern durch Dritte betreut werden, zählen als „unterbeschäftigt“) – um nur einige der Probleme zu nennen. Die Folge sind sinkende Einkommen. Mangelnde Kaufkraft macht ein Ende der Wirtschaftsflaute unwahrscheinlich. Die Studie enthält zahlreiche Schaubilder, die das Desaster veranschaulichen.

2 Kommentare

Viktor Panic schrieb am 07.09.2009, 13:17 Uhr

Die Verteufelung der Kurzarbeit weise ich als Befürworter des Grundeinkommens entschieden zurück! Wenn Menschen, die weniger arbeiten, dafür eine staatliche Unterstützung erhalten, so kommt dies dem Effekt eines Grundeinkommens sehr nahe! Natürlich ist es nicht ganz dasselbe: Die Kurzarbeiter bekommen Geld vom Staat, während andere Vollzeit-Arbeitnehmer, die aufgrund niedrigerer Tarife dasselbe Arbeitseinkommen erzielen, kein Geld erhalten, doch schließlich haben erstere auch entsprechend hohe Arbeitslosenbeiträge bezahlt! Der gesellschaftlichen Akzeptanz für das \"leistungslose\" Einkommen ist die Erweiterung der Kurzarbeiter-Regelung dienlich. --- Ansonsten ist dieser Artikel informativ manipulativ: Informativ, wenn man mit Statistiken umgehen kann - tendenziös, wenn man den Text zugrunde legt. Beispielsweise wiederholt der Autor mehrfach, dass \"nur 52% der Arbeitslosengeld-Empfänger\" arbeitslos gemeldet seien. Das dürfte jedoch daran liegen, dass zunehmend \"normale\" Arbeitnehmer durch sinkende Reallöhne in den Bereich abrutschen, in welchem sie Anspruch auf \"Aufstockung\" haben! Als BGE-Befürworter sehe ich diese Entwicklung mit einem weinenden und einem schadenfrohen Auge: Schadenfroh darüber, dass die wachsende Zahl der Empfänger die Massenverarmung der Beschäftigten, also die unerwünschten(?) Nebenwirkungen von Hartz IV veranschaulicht. Weinend darüber, dass die staatliche Aufstockung von Arbeitslöhnen verteufelt wird, denn auch beim Grundeinkommen handelt es sich äußerlich um etwas Ähnliches. Doch zumindest die Politiker werden dadurch hoffentlich zur Einsicht gebracht, dass Subventionierung - nicht von Arbeit, sondern von arbeitenden Menschen - ökonomisch sinnvoll ist und dass es lediglich eines umfassenden, Arbeit angemessen würdigenden Konzeptes dafür bedarf. Womit ich selbstverständlich das Grundeinkommen meine.

Bernhard schrieb am 29.09.2009, 21:31 Uhr

Ich mache die Erfahrung, dass ausgerechnet die Betroffenen (Arbeitslose, Kurzarbeiter, Aufstocker) das Grundeinkommen erst noch kennenlernen und verstehen müssen. Es muss die Mehrheit der Bevölkerung (wenigstens alle Betroffenen) an der Grundeinkommensdebatte beteiligt werden! Erst dann gibt es genug Leute, die alle das BGE in allen vier Punkten verteidigen können. Erst dann wird das BGE politisch durchgesetzt. Bis dahin müssen wir wohl alle mit den derzeitigen Zuchthaus-ähnlichen Zuständen auskommen.

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