Besonders hohes Armutsrisiko für Kinder und junge Erwachsene

Herbert Wilkens 17.02.2010 Druckversion

Im Wochenbericht des DIW Berlin vom 17. Februar 2010 wird über eine Studie der sozio-ökonomischen Langzeitbefragung (SOEP) berichtet. Die Ergebnisse machen den hohen Handlungsbedarf deutlich.

14 Prozent der Gesamtbevölkerung – dies entspricht etwa 11,5 Millionen Personen – haben Einkommen unter der von der EU definierten Armutsrisikoschwelle. Für einen Ein-Personen-Haushalt lag diese im Jahr 2007 bei 925 Euro Nettoeinkommen pro Monat, bei einem Haushalt mit 2 Erwachsenen und 2 Kindern z.B. bei 1943 Euro.

Einige weitere Kernaussagen:

  • Von Armut betroffen sind vor allem Haushalte mit Kindern und jungen Erwachsenen. So unterliegen Alleinerziehende mit Kindern im Alter bis zu drei Jahren einem weit überdurchschnittlichen Armutsrisiko von mehr als 50 Prozent. Auch unter jungen Erwachsenen bis zu einem Alter von 25 Jahren lebt knapp ein Viertel mit einem Haushaltseinkommen unterhalb der Armutsgrenze.
  • Die Einführung von zielgruppenspezifischen öffentlichen Transfers in der Pflegeversicherung sowie beim Elterngeld hat zu einer Senkung der Armut bei den betreffenden Gruppen beigetragen. Die Einzelheiten der Studie belegen jedoch, dass trotzdem noch sehr viele alte Menschen von Armut bedroht sind. So liegt der Anteil der Armen bei den Menschen zwischen 66 und 75 Jahren immer noch bei 12%, bei den über 76-jährigen sogar bei 14,5%.
  • Altersarmut wird in Zukunft vor allem in Ostdeutschland wieder zunehmen.
  • Der Ausbau der Kinderbetreuungsinfrastruktur hat vor allem Müttern die Erwerbsaufnahme erleichtert und damit die Armut in Haushalten mit Kleinkindern reduziert. Aber immer noch ist die Risikoquote hoch: Bei Haushalten mit einem Kind liegt sie bei 14,9%, bei 4 und mehr Kindern sogar bei 36%. Mehr als jeder dritte kinderreiche Haushalt ist somit armutsgefährdet.
  • Die relative Einkommensarmut ist in den vergangenen 15 Jahren deutlich gestiegen. Anfang der 90er Jahre lag der Anteil der von Armut Betroffenen bei rund zwölf Prozent. Bis 1999 ging er auf 10,3 Prozent zurück, stieg danach aber kontinuierlich und erreichte im Jahr 2006 den vorläufigen Höchstwert von 14,5 Prozent. Analog zur Entwicklung der Einkommensverteilung verringerte sich die Armutshäufigkeit im darauf folgenden Jahr zunächst und nahm dann – trotz verbesserter Arbeitsmarktlage – wieder auf 14 Prozent im Jahr 2008 zu.

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