Vorstellung des Buches „Zukunftsmodell Grundeinkommen?“

Ronald Blaschke 02.03.2018 Druckversion

Werner Rätz und Dagmar Paternoga von der Attac-AG Genug für alle veröffentlichten beim VSA Verlag einen stark überarbeiteten Attac-Basistext zum Grundeinkommen. Sein Titel lautet: „Zukunftsmodell Grundeinkommen? Recht auf Teilhabe, soziale Sicherung und ein wenig Utopie“.

Die knapp 100 Seiten des Taschenbuchs sind in sechs Abschnitte gegliedert. Vor dem ersten Abschnitt wird eine kurze, grundsätzliche Einordnung der Grundeinkommensdebatte in die gesellschaftliche Debatte vorgenommen. Programmatisch für die Sichtweise beider AutorInnen auf das Thema Grundeinkommen sind deren zwei Thesen (vgl. S. 9):

  1. Menschen haben ein Recht auf ein anständiges Leben, einfach aufgrund ihres Daseins.
  2. Die bürgerlich-liberale Vorstellung einer Ökonomie als Verwaltung des Mangels verdeckt die Wirklichkeit der Fülle.

Im ersten Abschnitt gehen Rätz und Paternoga den bekannten vier Kriterien des Grundeinkommens nach, ergänzen es um ein weiteres: „Für alle, die hier leben“. Begründet wird dies menschenrechtlich (an einem Ort kann es nicht zweierlei Recht für Menschen geben) und aus einer globalen Perspektive heraus: „Klar ist aber allemal, dass man ein Grundeinkommen an alle, die hier sind, nur zahlen kann, wenn man das Ganze als ein globales Projekt betrachtet, das eine Umverteilung nicht nur innerhalb der Gesellschaft, sondern auch von Nord nach Süd in Gang setzt – perspektivisch also ein weltweites Grundeinkommen.“ (S. 15)

Im zweiten Abschnitt wird diskutiert, warum wir ein Grundeinkommen brauchen. Die jeweiligen Kapitelüberschriften verdeutlichen das argumentative Vorgehen der beiden AutorInnen: „Wir können es“, „Wir können es dauerhaft“, „Wir können es bezahlen“, „Wir müssen es“, „Wir müssen es wollen“.

Der dritte Abschnitt gibt einen Überblick über die Grundeinkommensszene in Deutschland – von der Attac-AG Genug für alle, über das Netzwerk Grundeinkommen, BefürworterInnen emanzipatorischer und neoliberaler Grundeinkommenskonzepte bis hin zu feministischen Strömungen und Unternehmern.

Im vierten Abschnitt werden sowohl geläufige Argumente gegen das Grundeinkommen diskutiert und widerlegt als auch GegnerInnen mit deren Hauptargumenten kurz skizziert. Das Erhellende an diesen Skizzen ist für mich, dass die scheinbar unterschiedlichen Gegenargumente sich letztlich auf ein Argument reduzieren lassen: Die Idee des Grundeinkommens nagt an einer noch herrschenden Leistungs- und Konkurrenzideologie und an bestehenden Vorstellungen hinsichtlich dessen, was Ökonomie genannt wird.

Im fünften Abschnitt gehen Rätz und Paternoga auf die Frage ein, wer von einem Grundeinkommen profitieren würde. Sie zeigen auf, wie verschiedene Personengruppen mit der Einführung eines Grundeinkommens gewännen.

Der letzte Abschnitt widmet sich der Frage: Wie kommen wir zu einem Grundeinkommen? Rätz und Paternoga plädieren dafür, das Grundeinkommen schrittweise einzuführen, dabei die Umwandlung bestehender Sozialsysteme am Prinzip des Grundeinkommens zu orientieren und an bereits bestehenden Ansätzen auf europäischer Ebene bzw. in Deutschland anzuknüpfen.

Das Buch ist sowohl für Einsteiger/innen als auch für diejenigen geeignet, die mit der Grundeinkommensidee vertraut sind und ihre Argumente schärfen und ausdifferenzieren wollen. Der Text ist erfrischend kurzweilig und schnörkellos geschrieben. Mit sieben Euro ist das Werk im Taschenbuchformat auch erschwinglich.

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