Reif für das Grundeinkommen? Der Grundeinkommens-Psychotest

Georg Weisfeld 02.10.2008 Druckversion

Kleine Entspannung gefällig? Der Kabarettist Georg Weisfeld hat anlässlich der Woche des Grundeinkommens einen satirischen Psychotest entwickelt und ihn dort mit viel Beifall vorgetragen.

Frage lesen und passende Antwort auswählen, Punktzahl merken und über alle Fragen zusammenzählen, Ergebnis aufsuchen – staunen. Red

1) Claudia wird von Barbara angerufen, und Barbara erzählt Ihr, dass sich Daniel von Barbara getrennt hat, und dass Barbara jetzt dringend seelische Unterstützung braucht. Claudia, die in einer Werbeagentur angestellt ist, muss aber gleich zur Arbeit. Was soll Claudia machen?

    a) Sie muss natürlich zur Arbeit gehen, das faule Stück, gar keine Frage (1 Punkt)
    b) Nein, Barbara braucht Claudia jetzt viel dringender. Sie kann jetzt nicht zur Arbeit gehen, weil zwischenmenschliche Trauerarbeit viel wichtiger ist. (3 Punkte)
    c) Nee, sie muss schon zur Arbeit, aber sie sollte natürlich die Barbara nicht vergessen, vielleicht schickt sie ihr eine SMS. Und nach der Arbeit treffen sich die beiden Frauen in einem Café und besprechen Daniels Trennung bei einem Latte Macchiato. (2 Punkte)

2) Du hast grade bei Mc Donalds eine leckere Portion Chicken McNuggets aufgefuttert. Was machst du nun?

    a) Ich bringe die Reste meines Menüs zum Abfalleimer, und schiebe das Tablett in das Regal wo es hingehört. Die Mitarbeiter werde hier doch sowieso schon genug ausgebeutet. (2 Punkte)
    b) Ich gehe nicht zu McDonalds – Mein Gemüseburger ist komplett selbst angebaut. (3 Punkte)
    c) Das Tablett kann doch von einem Restaurant Assistent weggeräumt werden, während ich mit meinem Laptop auf den Seiten der Wall Street rumsurfe. Wenn es ein weiblicher Restaurant Assistent ist, würde ich mir auch gerne die Ketchupflecken von meiner Krawatte lutschen lassen. Aber so etwas ist natürlich in der Servicewüste Deutschland unmöglich… (1 Punkt)

3) Heinrich, 59 Jahre alt, wird nach 30 Jahren aus einem metallverarbeitenden Betrieb entlassen. Seine Arbeit wird nun von einem Roboter verrichtet… Was hältst du davon?

    a) Geil, ich stehe auf Rationalisierung. Ist ja auch super für die Rendite. Opa Heinrich schlägt sich schon durch – Gibt doch genug Jobs: z.B. als Flaschensammler… (1 Punkt)
    b) Geil, ich stehe auf Rationalisierung. 30 Jahre Lohnarbeitssklaverei reichen ja auch. Ist jetzt halt wichtig, dass Opa Heinrich genügend Geld bekommt, damit er sich ein unbeschwertes Leben einrichten kann. (3 Punkte)
    c) Furchtbar. Ich fordere die Wirtschaft auf auch Arbeitsplätze für ältere Menschen zu schaffen. (2 Punkte)

4) Brigitte hat vor zwei Jahren ihr Germanistikstudium beendet, danach drei unbezahlte Praktika absolviert, dann ein halbes Jahr Hartz 4. Jetzt wird Ihr ein weiteres Praktikum angeboten. … Was soll sie machen?

    a) Furchtbar. Ich fordere die Wirtschaft auf Arbeitsplätze auch für jüngere Menschen zu schaffen. (2 Punkte)
    b) Brigitte, lass die Finger von dem Praktikum – schreibe Bücher, Artikel für Zeitungen oder in interessante Internet-Blogs. Mit anderen Worten: Mach das, wozu du Lust hast. (3 Punkte)
    c) Hey Brigitte, du Ökoschnalle, wie kann man nur so blöd sein und Germanistik studieren? Jura, BWL oder eine der Zukunftstechnologien, das wäre es gewesen, aber jetzt ist der Zug natürlich abgefahren. Wir sehen uns in der U-Bahn, wenn du die eine Obdachlosenzeitung verkaufst – obwohl nee, ich fahre ja den neuen 3er BMW…(1 Punkt)

Auswertung:

4-6 Punkte: Nein, das Grundeinkommen ist nichts für dich. Dein soziales Gewissen beruhigst du mit Floskeln wie „Sozial ist, was Arbeit schafft“. Für dich ist der Mindestlohn Gift für die Wirtschaft, und das Grundeinkommen Marxismus pur. (Wir empfehlen dir, dein BWL-Studium in den USA zu beenden, im Mutterland des Neoliberalismus. Dort kannst du dich dann als Investmentbroker reich zocken, sollte die US-Wirtschaft irgendwann aber zusammenbrechen, und du wirst vom Millionär zum Tellerwäscher degradiert, dann schiele nicht nach „old Europe“, sondern bleibe dort wo du hin gehörst…)

7-10 Punkte: Das Grundeinkommen ist für dich ein ganz schwieriges Thema. Wenn du am Wahlstand der SPD mit hochrotem Kopf für einen Mindestlohn streitest, dann fühlt sich dein Gehirn intellektuell schon recht ausgelastet – aber nein, du kannst mehr. Einfach mal tief durchatmen, und jetzt ganz locker mal alles in Frage stellen, was du so über Arbeit, Wirtschaftswachstum, und ähnliche Themen zu denken glaubst.

11-12 Punkte
Du sagst Ja zum Grundeinkommen – Herzlichen Glückwunsch!
Herzlich Willkommen bei den Guten…

Ein Kommentar

A.Berndt schrieb am 25.10.2008, 16:06 Uhr

Wenn das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt ist, hätte ich auch 11 - 12 Punkte. Bis dahin werden sich aber viele ( leider ) abhänig Beschäftigte schon mit den Konflikt aus Bewertung 7 - 10 Pkt. herumschlagen müssen und werden sicher auch gebraucht, um dieses wirkungsvoll einzuführen zu können.

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