Grundeinkommen im DGB – Debattenmagazin

Ronald Blaschke 06.05.2013 Druckversion

Mathias Schweitzer vom Gewerkschafterdialog Grundeinkommen hebt in seinem Beitrag für das DGB-Magazin Gegenblende folgende neun Aspekte des Grundeinkommens hervor:

„1. Der Begriff „Arbeit“ wird völlig neu definiert. Neben der Erwerbsarbeit werden auch die ehrenamtliche Arbeit, Familienarbeit usw. durch die Gesellschaft materiell anerkannt und abgesichert. Damit beschränken wir uns bei der finanziellen Wertschätzung gegenüber den Menschen nicht mehr nur auf den Anteil der Erwerbsarbeit.

2. Es wird eine Renaissance der Gewerkschaften geben, weil: a) das Grundeinkommen die Verhandlungsmacht der Beschäftigten stärkt und die Beschäftigten weniger erpressbar sind, weil ihre Existenz und ihre Teilhabe gesichert bleiben. b) Wirtschaftlich selbstständige Arbeitnehmer werden sich frei für eine Gewerkschaft entscheiden. Die Arbeitnehmer können ohne Existenzdruck und Angst vor Entlassung ihre Interessenvertretung im Betrieb unterstützen. c) Die Gewerkschaften werden sich um gute Arbeit in den Betrieben kümmern und werden nicht mehr durch permanente Abwehrkämpfe gegen Lohndumping und Sozialabbau völlig vereinnahmt.

3. Die Emanzipation der Menschen in der Erwerbsarbeit wird gleichzeitig zu ihrer eigenen Emanzipation führen. Damit wären wir der Selbstverwirklichung des Menschen ohne Existenzängste einen weiteren Schritt näher gekommen.

4. Familienzeiten würden völlig anders gelebt werden. Endlich können Familien nach Wunsch gegründet, Familie und Beruf besser miteinander verbunden werden.

5. Auszeiten vom Beruf (Sabbaticals) können von den Menschen ohne Probleme wahrgenommen werden. Sie würden positive Aspekte in unsere Gesellschaft tragen.

6. Die Arbeitgeber müssen die Erwerbsarbeit attraktiver machen und z. B. auch in Regionen ansiedeln, wo die Menschen wohnen, und nicht umgekehrt. Dies wiederum würde die Familien stärken, in denen die/der Ernährer/in wöchentlich quer durch Deutschland zur Arbeitsstelle fährt.

7. In den letzten Jahren ist es durch „soziale Reformen“ verstärkt zur Umverteilung von unten nach oben gekommen. Das bedingungslose Grundeinkommen schottet den existenz- und teilhabeermöglichenden Bereich des Haushaltseinkommens gegen diese neoliberalen Umverteilungsinstrumente sicher ab.

8. Das bedingungslose Grundeinkommen würde als existenzsichernder Grundsockel Altersarmut abschaffen. Das Rentensystem könnte wie in den Niederlanden (die bedingungslose AOW-Rente) umgebaut werden. Neben einem Grundeinkommen würde es weiterhin eine paritätische, umlagefinanzierte Rente geben, die den Lebensstandard sichert, eine betrieblich finanzierte Rente und, wenn persönlich erforderlich, eine private Vorsorgemöglichkeit.

9. Menschen mit anderen Lebensphilosophien und Lebenseinstellungen können, unabhängig vom herrschenden Denk- und Meinungsmainstream, existenzsichernd ihr Leben führen. Nur weil sie Menschen sind!“

Diese Thesen werden sicherlich für eine weitere Diskussion zum Grundeinkommen in den Gewerkschaften sorgen. Unterstützende Kommentare zum Beitrag sind hier möglich.

Ein Kommentar

Heribert Houben schrieb am 21.07.2013, 13:22 Uhr

Ich würde mich sehr freuen, wenn die Gewerkschaften endlich massiv für das Grundeinkommen einträten. So lange es kein Grundeinkommen gibt, können Arbeitnehmer unterdrückt, ausgebeutet und von Gewerkschaften ferngehalten werden. Es wird höchste Zeit das zu ändern. Und was junge Frauen mit Kindern betrifft: Auch hier wäre das Grundeinkommen ein Segen. Manche talentierte junge Frau könnte trotz Kindern studieren oder eine Ausbildung machen und sich später mit ihren Talenten in Wirtschaft und Gesellschaft einbringen. Mit Bafög allein ist das unmöglich! Viele dieser alleinerziehenden Frauen stecken in HARTZ IV fest. Nach drei Jahren Babypause folgt Zwangsarbeit auf Kosten der Kinder ... Ob das auf Dauer der Gesellschaft hilft, ist mehr als fraglich.

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