Deutschlandweite Abstimmung über Grundeinkommen?

Herbert Wilkens 07.07.2008 Druckversion

Aus der abendzeitung.de vom 6. Juli 2008:
800 Euro für jeden
Der Münchner Werbe-Experte Harald Pohlmann engagiert
sich für die „Initiative Grundeinkommen“ – er will fast ganz
Deutschland über ein bedingungsloses Grundeinkommen abstimmen lassen.

Darin: “… Der Plan des Werbefachmanns: „Ich kann deutschlandweit auf 40000 Zusteller zugreifen, die 33 Millionen Haushalte beliefern. So lassen sich 60 Millionen Deutsche erreichen“, sagt Pohlmann. Die sollen, zusammen mit der üblichen Haushaltswerbung, Anfang November Stimmzettel verteilen, auf denen die Bürger über das Grundeinkommen abstimmen können. […] Mit Hilfe solcher Einzelhändler will Pohlmann die 1,5 Millionen teure Aktion finanzieren. Der Nutzen für die Händler: „Jeder, der in einem Geschäft einen Stimmzettel abgibt, ist ein potenzieller Kunde.“ Außerdem sollen die Logos der Geschäfte auf den Flyern abgedruckt werden. …“

Online-Abstimmung

Hinweis aus: Aktuelles Archiv Grundeinkommen

5 Kommentare

Mark Pätzold schrieb am 08.07.2008, 12:58 Uhr

Da rieche ich doch ganz stark eine Trittbrettfahreraktion unter dem Deckmantel der direkten Demokratie. Einfach: \"Abstimmen\" rufen - und schon ist vergessen, dass es eine Riesen-Werbeaktion sei?

Ich neige sonst nicht zu Misstrauen, aber in diesem Fall frage ich mich, ob so eine Aktion nicht eher dem Grundgedanken des bedingungslosen Existenzgeldes schadet.

Meine Sorge gilt vor allem der Tatsache, das ich für meinen Teil Informationen, denen ich vertraue, nicht aus Werbebroschüren beziehe. Das \"Ganze\" könnte in der Öffentlichkeit als Gag oder Rabattmarkenaktion ankommen. Genau das Gegenteil einer seriösen, überlegten Diskussion. Und wer kontrolliert den Inhalt eines solchen Werbestimmzettels? Welche Lobbyisten der konservativen Wertschaftskreise dürfen darauf versteckt gegen das Grundeinkommen Angst schüren?

Die ganze Aktion klingt in meinem Ohren nach einem fixen Unternehmertraum, mit einem populärem Thema abzusahenen.

Mark Pätzold

Soik, Sven schrieb am 08.07.2008, 17:42 Uhr

Der Zweck heiligt die Mittel. Nur durch eine bundesweite „Durchdringung“ der Message ist ein feedback zu erwarten. Hier muss Druck erzeugt werden, sonst bewegt sich nichts. Es hat sich gezeigt, dass auch kleine Initiativen zu einer grossen Wirkung kommen können. Siehe die Angelegenheit rauchen in Kneipen, wo der Staat jetzt doch wieder zurück rudern muss, da hier tatsächlich ein Stück Wirtshauskultur zerstört worden ist.

Gisela Brunken schrieb am 09.07.2008, 20:56 Uhr

Da ich die Entwicklung der Idee seit Monaten verfolge, kann ich beurteilen, dass es den Initiatoren ernst ist und Misstrauen unangebracht ist.

Lieber sollten wir den beiden konstruktive Hinweise zukommen lassen, z.B. wie die Zettel noch verbessert werden können, bevor sie gedruckt und verteilt werden.

Auch ist es m.W. nicht so, wie es nach dem Artikel in der Abendzeitung scheint, dass dm von dem Rücklauf der Zettel profitieren möchte. Dagegen sollen sich Schlecker und Rossmann beworben haben...

Ich meine, selbst wenn es als Gag ankommen sollte, wird es doch vor allem eines bewirken: Das Thema Grundeinkommen wird bekannter.

Lothar Mickel schrieb am 13.07.2008, 18:23 Uhr

Diese Aktion kann man begrüßen, um die Thematik Grundeinkommen in die breite Bevölkerung zu tragen. Es darf m.E. jedoch keinesfalls auf eine Abstimmung hinauslaufen sondern muss vielmehr in Richtung Denkanstoß gehen, denn die meisten haben noch nie etwas davon gehört und wissen auch nichts damit anzufangen.

Erst wenn die Vision Grundeinkommen in der gesamten Komplexität von einer Mehrheit gedacht wird, kann sie auch durchgesetzt werden. Und diesbezüglich stehen wir erst ganz am Anfang.

Erik Ponto schrieb am 14.03.2018, 17:33 Uhr

Ich wusste garnicht, dass das schon vor 10 Jahren mal ein Thema war... Scheint ja immer mal wieder aus der Versenkung gehoben zu werden. Zumal 800€ ja nun auch nur in etwa einem jetzigen ALG II Regelsatz entspricht, also was hätte sich da auf lange Sicht geändert? Ich weiß, der Artikel ist alt, aber man sollte vielleicht mal aufhören zu lamentieren oder es in ein schlechtes Licht zu stellen und es endlich mal in Angriff nehmen. Und dazu gehört auch, dass man darüber im großen Maße abstimmen lässt und nicht nur immer im kleinen Kreis versucht es anzupreisen.

Einen Kommentar schreiben

Erforderliche Felder sind mit * markiert.
Bitte beachten Sie die Regeln für die Veröffentlichung von Kommentaren.