Kölner Initiative Grundeinkommen – die ersten 5 Monate

Christoph Schlee 07.09.2007 Druckversion

Unsere Initiative begann skurril: mit der Suche nach Mitfahrgelegenheiten zum Berliner Netzwerktreffen im Dezember 2006. Ich telefonierte ein paar Kölner auf der Mitgliederliste des Netzwerks ab – dabei reifte der Entschluss, die Kölner „Online-Aktivisten“ an einen (offline-)Tisch zu bringen. Darüber hinaus machte das Netzwerktreffen deutlich, dass die Regionalisierung „reif“ ist: Initiativen aus Hamburg, Ulm, Berlin oder Bonn standen Pate. Mit Andreas Mink und Birgit Zenker standen gleich zwei Kölner „Gründungwillige“ zur Verfügung, mit denen die ersten Schritte besprochen wurden: Eine Rundmail an die bGE-„Netzwerker“ unserer Gegend mit Terminvorschlägen, den Raum stellte Birgit über die KAB.

Zum ersten Treffen Mitte Februar fanden sich rund 25 Leute ein – Aktive von Verdi, Hartz IV-Empfänger, ein Referent von der KAB, jemand von der Grünen Jugend, ein paar Leute aus dem Bergischen Land, Grafiker und Unternehmensberater, ein junges Paar mit Kind – nahezu alles war vertreten. Schnell kristallisierten sich – von uns auch so angepeilt – erste Arbeitskreise heraus wie „Öffentlichkeitsarbeit“, „Werte“ oder „Aktionen“, ein gedruckter Reader und ein Flyer sollte erstellt werden. In den Wortbeiträgen wurden zwei Richtungen deutlich: werbend in die Öffentlichkeit gehen, na klar, aber auch ein großer Bedarf, grundsätzlich Positionen zu klären, was wollen die unterschiedlichen Befürworter, was steht hinter den Finanzierungsmodellen. Nach außen, aber mehr noch nach innen.

Die Arbeitskreise liefen mit 4, 5 Leuten gut an. In der Flyergruppe hatten wir nach 3-4 Sitzungen und ein bisschen Heimarbeit einen Entwurf stehen, der von unserer Grafikerin in ein ansprechendes Design verpackt wurde. Das Ergebnis hat uns viele Komplimente eingebracht (siehe www.bgekoeln.de) und zeigte uns: Disziplin, konstruktive Energie und Engagement sind abrufbar, die ersten kleinen Erfolge waren wichtig für´s Feeling. Als erste „Aktion“ hatten wir uns die Götz Werner-Lesung im März auf der Litcologne vorgenommen. Im Nu waren alle 500 Flyer verteilt. Am 1. Mai hatten wir einen kleinen Stand in der Fußgängerzone, mittlerweile sogar T-Shirts mit unserem Slogan „Du bist der Grund für ein Einkommen“. Es macht jedoch wenig Spaß, in der Kölner City die Leute vom Einkaufen abzuhalten. Viel sinnfälliger die Idee unserer Mitstreiterin Hanne Hilse, es doch mal vor der Stadtbibliothek zu probieren. Tatsächlich: Hier war fast jeder interessiert, es ergaben sich viele längere Gespräche. Hier wollen wir regelmäßiger stehen, haben wir uns vorgenommen.

Nach der Euphorie die Flaute. Das zweite Treffen musste kurzfristig an einen anderen Ort verschoben werden, die Teilnehmerzahl ebbte ab. Aber der neue Raum war eine neue Chance: Die evangelische Melanchthon-Akademie stellte uns nun an kostenlos Räume zur Verfügung, die wir dauerhaft für verschiedene Veranstaltungen nutzen dürfen – mittlerweile wurden wir mit den Terminen unserer Werte-, Aktions- und Veranstaltungsgruppe sogar in das überall in der Stadt ausliegende Bildungsprogramm aufgenommen.

Nach dem ersten Provisorium haben wir bei der Homepage mit unserer Grafikerin eine ansprechende Lösung gefunden – viele Foren und Texte sind allerdings noch nicht realisiert. Den bundesweiten Terminkalender nutzen wir, um unsere monatlichen Veranstaltungen (3. Donnerstag) anzukündigen. Am besten gelangen die Vorträge mit Debatte: Sascha Liebermann „zog“ über 50 Leute, die Diskussion mit der SPD-Erftkreis war lebendig. Aktuell haben wir die Vereinsgründung in die Wege geleitet – das Netzwerk lieferte die „Mustersatzung“. Als Verein können wir endlich unsere erste „Spende“ in Empfang nehmen, die bereits feststeht. Sie ermöglicht den Druck von Flyern und andere Kleinigkeiten. Geplant sind als nächstes eine bGE-Plakataktion in alternativen Läden, Veranstaltungen mit der Linken, den Grünen, Gewerkschaftern und eine Podiumsdiskussion mit Butterwegge und Opielka zur Zukunft des Sozialstaats. Fazit: Unsere Kerngruppe („Sprecherkreis“) besteht nur aus einer Handvoll Leuten, die aber „miteinander können“. Es gibt viele Neugierige, aber erst wenig Aktive. Doch die Basis ist da. Und es macht Spaß – Nachahmung empfohlen!

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