„Mich interessiert, was Menschen tun, wenn sie nicht müssen.“

Moritz Schebitz 12.04.2015 Druckversion

Daniel Häni. Foto: privat

Daniel Häni. Foto: privat

Daniel Häni ist Unternehmer und Querdenker. Er hat zusammen mit anderen Engagierten die Volksabstimmung in der Schweiz über das bedingungslose Grundeinkommen initiiert. 2016 stimmen die Schweizer darüber ab. Kürzlich stand Häni dem Netzwerk Grundeinkommen Rede und Antwort.

Was ist deine Hauptmotivation, dich für das bedingungslose Grundeinkommen zu engagieren?

DH: Mich interessiert, was Menschen tun, wenn sie nicht müssen. Als Unternehmer ist mir Augenhöhe wichtig. Mit einem bedingungslosen Grundeinkommen sind Mitarbeiter mehr durch den Sinn der Arbeit und weniger über das Geld ansprechbar.

Stimmt es, dass eine Stiftung dir vor einigen Jahren eine Art Grundeinkommen gezahlt hat?

DH: Ja, das war 1996/97. Das Besondere war, dass dieses Grundeinkommen an keine Bedingungen geknüpft war. Ich konnte also meinen Ideen und meiner Arbeit freien Lauf lassen und wurde dadurch so erfolgreich, dass ich mich danach nicht mehr um mein eigenes Einkommen kümmern musste.

Kurz darauf hast du dann das „unternehmen mitte“ in Basel mitgegründet. Warum habt ihr euch für einen freiwilligen Konsum in der Gastronomie entschieden? Hattet ihr keine Angst, dass ihr nicht genügend verkaufen würdet?

DH: Die Bedenkenträger haben uns gesagt, das sei doch eine bescheuerte Geschäftsidee. Aber wir dachten, dass wir damit ein echtes Bedürfnis treffen: Gerade im Kaffeehaus will man als Mensch und erst in zweiter Linie als Konsument wahrgenommen werden. Der Erfolg hat uns Recht gegeben. Gegen die Bedingungslosigkeit sprechen immer viele Gründe. Man kann sie nicht ausreden. Man braucht Mut, auf die Bedingungen zu verzichten.

Du bist selbst Unternehmer. Was für Auswirkungen könnte ein Grundeinkommen auf das Unternehmertum haben?

DH: Es würde ein Ruck durch die Wirtschaft gehen. Niemand würde mehr aus Existenzgründen an seinem Arbeitsplatz hängen. Die Unternehmen wären herausgefordert, über den Sinn und Zweck der Arbeit die Menschen zur Mitarbeit zu gewinnen. Sie wären nicht mehr in der Rolle des Arbeitgebers, der den Menschen Arbeit gibt, weil sie ein Einkommen brauchen, sondern sie würden zur Arbeitsplattform zwischen denen, welche Arbeit leisten wollen, und denen, die die Arbeit in Anspruch nehmen, den Konsumenten. Darin sehe ich den weitergehenden Kulturimpuls des bedingungslosen Grundeinkommens: die Befreiung der Arbeit. Sinn und Zweck werden dann zum Maßstab der Wirtschaft, weniger Gewinn und Profit. Zudem hätte jeder Mensch einfacher die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen und neue Unternehmen zu gründen.

Nächstes Jahr findet in der Schweiz die Volksabstimmung zum Grundeinkommen statt. Wie schätzt du eure Erfolgsaussichten ein?

DH: Es wäre vermessen, auf Anhieb mit einer Mehrheit zu rechnen. Ich sehe das Bedeutende der kommenden Volksabstimmung darin, dass erstmals die gesamte Bevölkerung eines Landes vor die beiden Grundeinkommensfragen gestellt wird, nämlich: Was würde ich arbeiten, wenn für mein Einkommen gesorgt wäre? Also: Was will ich wirklich tun? Und zum anderen die noch schwerere Frage: Vertraue ich darauf, dass die anderen auch weiterhin arbeiten, wenn für ihr Grundeinkommen gesorgt ist? Oder andersrum: Bin ich bereit darauf zu verzichten, über den Existenzdruck bestimmen zu wollen, was die anderen zu tun haben? Die Volksabstimmung stellt jeden Bürger vor diese beiden Fragen, darin sehe ich die historische Bedeutung der Abstimmung.

Was hältst du vom Projekt „Mein Grundeinkommen“?

DH: Es ist der falsche Schritt in die richtige Richtung.

Warum?

DH: Weil beim bedingungslosen Grundeinkommen nur bedingt interessant ist, dass ich „mein Grundeinkommen“ erhalte. Viel interessanter und relevanter ist, dass alle anderen ein Grundeinkommen haben. Zudem ist das Grundeinkommen kein Gewinnspiel.

Wie siehst du den Stand der Grundeinkommensdiskussion in Deutschland?

DH: In Deutschland haben der Bundestag und die Regierung ein Monopol auf Politik. Es fehlt die Möglichkeit zur Volksinitiative und Volksabstimmung. Deshalb schwelt die Diskussion zum Grundeinkommen bloß und konnte noch nicht breit entfacht werden. Es gibt aber einige herausragende Persönlichkeiten, welche für die Idee stehen: Götz Werner, Katja Kipping, Wolf Lotter, Susanne Wiest, Sascha Liebermann, Adrienne Goehler, Marina Weisband, Michael Bohmeyer, um nur einige zu nennen. Die Frage ist, wie das Feuer entfacht werden kann. Ich denke, der Weg führt mit starken Bildern über die Medien in die Breite.

Zu guter Letzt der Klassiker: Was würdest du tun, wenn du ein Grundeinkommen hättest?

DH: Das Gleiche, aber besser!

2 Kommentare

Gaby schrieb am 14.04.2015, 14:59 Uhr

Ich würde Bedingungsloses Grundeinkommen in der BRD sehr gut finden. In Nordholland ist es in den letzten 6 Wochen eingeführt worden.

Micha von Mein Grundeinkommen schrieb am 16.04.2015, 13:23 Uhr

Hier hat Micha von Mein Grundeinkommen seine Antwort verfasst: http://michabohmeyer.tumblr.com/post/116515655216/uber-richtig-und-falsch

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