Bericht vom Pfingsttreffen 2010
Strahlendes Wetter begleitete auch diesmal wieder das „bundesweite“ Pfingsttreffen der Regionalgruppen und BGE-Aktiven. Bei der Einladung durch die Bonner Initiative hatte die leise Hoffnung mitgeschwungen, dass sich dieses Jahr ein paar mehr Initiativen auch aus anderen Teilen der Republik beteiligen mögen. Faktisch war die Zusammenkunft aber wohl passender als „West/Nordwest“-Regionaltreffen zu bezeichnen. Am Pfingstsonntag trafen sich 25 Vertreter/innen der Initiativen Bremen, Osnabrück, Münster, Köln, Trier, Erlangen und natürlich Bonn zum nunmehr dritten Treffen dieser Art in Sinzig bei Bonn. Hinzu kamen noch ein paar Interessierte, die „einfach so“ hereinschnuppern wollten.
Vor der Begrüßungsrunde im Gruppenraum des HOT
Ort des Geschehens war das Sinziger Jugendhaus HOT, das den Besuchern das ganze Wochenende zur Verfügung stand.
Nach der obligatorischen Begrüßungssuppe (diesmal ohne Linsen!), Kaffee und Kuchen und der Vorstellungsrunde stellte Matthias Dilthey ausführlich seinen Verein „Die Initiative“ vor, der den BGE-Regionalinitiativen, aber auch anderen an der demokratischen Meinungsbildung interessierten Gruppen eine einfache und unbürokratische Möglichkeit anbieten will, den Status eines eingetragenen Vereins mit den Vorzügen der Gemeinnützigkeit erlangen zu können. Dies hat versicherungsrechtliche Vorteile und bietet darüber hinaus auch die Möglichkeit, steuerabzugsfähige Spenden einzuwerben. Sein Vortrag stieß auf reges Interesse und es gab genügend Gelegenheit, Fragen zu erörtern.
Von links: Lothar Reuter – der Gastgeber des kommenden Jahres aus Trier -, Matthias Dilthey aus Erlangen und Jan Hövener aus Bremen
Anschließend berichtete Jan Hövener aus Bremen von den Aktivitäten, die sich aus der letztjährigen „Krönungswelle“ entwickelt haben. Nach deren großem Erfolg soll dieses Jahr ein Schiff deutsche und möglichst weitere europäische Wasserstraßen befahren und mit Krönungen und anderen Aktionen für die Grundeinkommensidee werben. Bei einigen stieß die Idee auf begeisterte Zustimmung, andere warfen die Frage auf, ob das viele Geld – Erwerb und Unterhalt eines gebrauchten Frachtschiffs würden deutlich mehr kosten, als die Tour mit dem Nightliner – in anderen Werbeaktionen für die BGE-Idee nicht wirkungsvoller eingesetzt werden könnte. Auch über die Symbolik der Krone (als Insignium von Herrschaft) entspann sich ein heißer Disput.
Im Anschluss wurden die „12 Lektionen zum Grundeinkommen“ von Jörg Drescher und Matthias Dilthey gezeigt. Der Film dauert ca 50 Minuten und bietet einen sehr informativen Einstieg ins BGE, seine Geschichte und verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten. Er kam bei den Anwesenden gut an, die ihn als sinnvolle Ergänzung zur weiteren Verbreitung der Grundeinkommensidee einstuften. Der Film ist bereits auf YouTube zu finden, allerdings lässt die Tonqualität noch deutlich zu wünschen übrig. Einer der Anwesenden, der über ein eigenes Tonstudio verfügt, bot spontan seine Unterstützung bei der Überarbeitung an. Später soll der Film dann ausführlich beworben und verbreitet werden.
Es folgte noch der halbstündige Film „Hoffnung in der Megastadt“ über die brasilianische Stadt Curitiba, die sehr ungewöhnliche Wege beschreitet, um mit den typischen Problemen einer expandierenden Großstadt fertig zu werden. „Unkonventionell, zukunftsorientiert und menschengemäß“ – so könnte man es vielleicht auf den Punkt bringen. Auch wenn dort kein Grundeinkommen in unserem Sinne gelebt oder angestrebt wird, so ist dennoch eine große Gemeinsamkeit in dem Sinne zu erkennen, dass auch in Curitiba Menschen agieren, die den Wunsch nach einem anderen Zusammenleben haben. Es ist der Geist einer Utopie vom besseren Leben für alle, welcher in Curitiba schon ein Stück weit gelebt wird. Das nährt letztlich auch hier die Hoffnung, wie bei den Anwesenden zu spüren war. Denn auch in der hiesigen Grundeinkommens-Bewegung geht es den meisten Menschen um viel mehr, als „nur“ ein BGE.
Später gab es dann noch einen Tanzworkshop für alle, die Lust darauf hatten und der Abend klang zwanglos mit Gitarre und Kalimba aus.
Gitarre, Gesang und Kalimba zum abendlichen Abschluss
Hatten auch nur wenige die Gelegenheit genutzt, in Sinzig zu übernachten, so fanden sich doch am Pfingstmontagmorgen um 10 Uhr immerhin 15 Leute zum gemeinsamen Frühstück im HOT ein. Anschließend konnte man erneut das schöne Wetter auf der Wiese genießen. Gegen 13 Uhr gab es noch einmal ein gemeinsames Essen mit anschließender Abschlussrunde.
Für manche hätte es mehr inhalts- und themenorientierte Arbeit, vielleicht auch in Kleingruppen sein dürfen; andere empfanden gerade die lockere und freie Atmosphäre, die mehr dem zwanglosen Austausch diente, als angenehm. Alles in allem wurde das Treffen als anregend und gut organisiert empfunden. Angesichts der z.T. langen Anfahrtswege gab es Verständnis dafür, dass das Pfingsttreffen sich nicht zu „dem“ überregionalen informellen Treffen entwickelt hatte. Der Wunsch nach ähnlichen regionalen Treffen in anderen Gegenden Deutschlands wurde aber schon laut – letztlich hängt dies natürlich von denjenigen ab, die bereit sind, ein solches Treffen zu organisieren. So, wie zwei Wochen zuvor das Hamburger Netzwerk eine Zusammenkunft für die Nordregion initiiert hatte.
Die Anwesenden jedenfalls sahen in solchen zwanglosen Begegnungen einen wirklichen Gewinn für die Bewegung. Das Pfingstwochenende mag nicht für alle ein glückliches Datum sein. Da der Termin aber schon eine gewisse Tradition hat, wird diese auch im nächsten Jahr fortgeführt werden – und zwar in Trier. …auch wenn das den doch eher „regionalen“ Charakter dieses Treffens weiter verfestigen sollte…
…auch das Wetter spielte mit…
Fazit: Perfektes Wetter, ein optimales Haus, viele helfende Hände, gute Stimmung, anregende Begegnungen und neue Impulse – was will man mehr?