Grundeinkommenspodium auf Konferenz “Arbeit neu denken”

Ronald Blaschke 14.02.2011 Druckversion

Vom 8. bis zum 10. Juni 2011 findet an der Friedrich-Schiller-Universität Jena eine wissenschaftliche Konferenz zum Thema ‘Arbeit neu denken’ statt. Sie wird veranstaltet vom Jenaer Zentrum für interdisziplinäre Gesellschaftsforschung (JenZiG) in Kooperation mit dem Sonderforschungsbereich 580 der Universitäten Jena und Halle-Wittenberg und dem BMBF-Forschungsverbund Externe Flexibilität und interne Stabilität im Wertschöpfungssystem Automobil (EFIS). An der Konferenz werden renommierte WissenschaftlerInnen aus dem In- und Ausland sowie ExpertInnen aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften teilnehmen.

Thematisiert wird, dass sich die Erwerbs- wie Reproduktionsarbeit während der zurückliegenden Jahrzehnte dramatisch verändert hat. Die Erwerbsarbeit habe, so die Veranstalter, weder objektiv noch subjektiv an Bedeutung verloren. Im Gegenteil, Arbeits- und Verteilungskonflikte gewönnen wieder an Intensität. Dennoch verfügten die klassischen Akteure – etwa Gewerkschaften oder politische Parteien, die aus der Arbeiterbewegungen hervorgegangen sind – gegenwärtig nicht über eine Sprache, um die neuen Verwerfungen angemessen zu thematisieren. Offenkundig, so heißt es weiter im Einladungstext zur Konferenz, ist es notwendig, über Arbeit – den Arbeitsbegriff, den sozialen Konflikt und deren Implikationen – neu nachzudenken. Naheliegend sei es daher, auch über das Grundeinkommen zu diskutieren. Dies erfolgt an zentraler Stelle, nämlich auf dem Abschlusspodium am 10. Juni 2011: „Zwischen Grundeinkommen und Wirtschaftsdemokratie. Arbeitspolitische Perspektiven“ lautet der Titel des Podiums.

Die Konferenz ist offen für Interessierte aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften. Rechtzeitige Anmeldungen sind per Mail über alexander.knuepfer@uni-jena.de oder telefonisch unter der Nummer 03641/945532 möglich.

Ein Kommentar

Sönke Harksen schrieb am 09.06.2011, 21:18 Uhr

Im Jahre 1755 stellte die Akadamie in Dijon die Preisfrage: Wodurch entsteht soziale Ungleichheit? Diese Frage wurde beantwortet von Jean Jacques Rousseau, einem der führenden Philosophen, mit den Worten: Soziale Ungleichheit ensteht durch das Herbeiführen von Arbeitsteilung und die anschließende Aneignung der Arbeitserträge von vielen durch wenige, die dann um sich herum autoritäre Staatsstrukturen organisieren, um ihren Besitzstand zu wahren.

Ich persönlich bin der festen Überzeugung, dass dieses Aneignen der Erträge durch Arbeit, wie Jean-Jacques Rousseau es vor bereits 256 Jahren beschrieben hat, heute wieder stattfindet, und zwar schon seit mindestens 20 Jahren. Als Gerhard Schröder mit der Agenda 2010 die Hartz-Gesetze auf den Weg brachte, habe ich das für eine gute Sache gehalten. Ich bin nämlich auch der Meinung, genau wie damals Gerhard Schröder, dass die Bundesrepublik Deutschland eine über einen längeren Zeitraum anhaltende Zahl von fast 6 Millionen arbeitslosen Menschen nicht verkraften kann. Genauer gesagt, dass unsere Sozialsysteme das nicht aushalten können.

Sicherlich hätte man die Hartz-Gesetze der Bevölkerung besser vermitteln müssen und sie nicht in Form einer Basta-Politik den Menschen vor die Füsse werfen dürfen. Aber es war meiner Meinung nach genau der Ruck, der durch das Land gehen müsste, wie Roman Herzog es einmal in einer Rede sagte. Dass insbesondere die Hartz-Gesetze von den Arbeitgebern allerdings missbraucht werden, indem sie dem Arbeitnehmer signalisieren: Wenn du nicht bereit bist, für weniger Geld länger zu arbeiten, verlierst du alles, was du hast! oder den Menschen, die auf der Suche nach Arbeit sind, das Gefühl geben, wenn man sie einstellt, mögen sie doch froh und glücklich sein, dass man sie überhaupt einstellt. Wenn das Geld zum Leben nicht ganz ausreicht, könne man sich ja vom Staat den Rest dazu holen, um zu überleben. Und wenn man den Menschen dann noch etwas von Sekundärtugenden erzählt, etwa Pünktlichkeit, Sauberkeit, Loyalität, Zuverlässigkeit, Freundlichkeit, etc., dann würde ich den Arbeitgebern gerne etwas von Primärtugenden erzählen. Etwas von Menschlichkeit, Gerechtigkeit und vor allen Dingen etwas von Mäßigung. Und vielleicht auch etwas von Mut, den sie aufbringen müssten, um den Aktionären zu sagen: Der Gewinn für das laufende Jahr fällt um mehrere hundert Millionen niedriger aus, denn wir haben die präkeren Beschäftigungsverhältnisse abgeschafft. In unserem Unternehmen gilt ab sofort wieder: gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Warum muss der Gesetzgeber so etwas regeln? Sie könnten den Aktionären etwas erzählen von Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Mut.

Ich appelliere jedenfalls an den Menschen, der diese Zeilen liest, bei allen möglichen Denkansätzen, die notwendig sind, um die Probleme der heutigen Zeit zu meistern, trotzdem die elementaren Strukturen von Moral und Ethik, wo immer möglich, in die Denkprozesse mit einzubauen.

Mit freundlichen Grüssen,

Sönke Harksen

Olderuper Strasse 11

25860 Arlewatt

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