Brief an US-Präsident Obama in deutscher Übersetzung

Reimund Acker 15.03.2009 Druckversion

Der Brief, den der Achte Kongress des U.S. Basic Income Guarantee Network (USBIG) wie berichtet am 1. März in New York an den US-Präsidenten Barack Obama geschrieben hat, liegt jetzt auch in deutscher Übersetzung vor. Obama wird darin an sein großes Vorbild Martin Luther King erinnert, der sich in seinem ein Jahr vor seiner Ermordung erschienenen Buch „Where do we go from here? Chaos or Community“ für ein Grundeinkommen einsetzte.

Hier die deutsche Übersetzung des Briefs:

Eighth Congress of the U.S. Basic Income Guarantee Network, New York

l. März 2009

Income Security Institute
PO Box 53050
Washington, DC 20009

Sehr geehrter Präsident Barack Obama:

Wir bitten Sie dringend, über die Einführung eines Grundeinkommens für alle Amerikaner nachzudenken, als wirkungsvollsten Weg, die Schrumpfung der Wirtschaft aufzuhalten und eine neue Ära wirtschaftlichen Wohlstands für alle zu beginnen.

Dieser kühne Schritt würde jeden Amerikaner mit einem monatlichen Einkommen versorgen, das für seine Grundbedürfnisse ausreicht. Dies würde die Wirtschaft wirklich ankurbeln, den ums Überleben kämpfenden Unternehmen Kunden bringen, das Vertrauen der Konsumenten wiederherstellen und allen Freiheit und Würde geben. Und wie Pastor Martin Luther King Jr. in „Wohin führt unser Weg? Chaos oder Gemeinschaft“ (1967) schrieb: „Das wirksamste Mittel gegen Armut besteht darin, sie unmittelbar zu beseitigen, durch eine derzeit breit diskutierte Maßnahme: das Grundeinkommen.“

Während unsere Wirtschaft weiterhin jeden Monat gut eine halbe Million Arbeitsplätze abbaut, befinden sich Millionen Amerikaner in finanzieller Notlage. Wir sollten zugeben, dass das Wirtschaftssystem, von dem wir alle abhängen, in sich selbst Risiken birgt und anfällig für starke Schwankungen ist. Jetzt ist es an der Zeit, allen ein sicheres Mindesteinkommen in einer Weise zu garantieren, die unabhängig vom sich ständig ändernden Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung ist.

Ein volles Grundeinkommen für alle Amerikaner würde nach verschiedenen Schätzungen etwa 1,8 Billionen Dollar kosten, oder wir könnten mit einem bescheideneren Ansatz anfangen, der weniger kostet. Die USA haben sich im letzten Jahr dazu verpflichtet, zahlreiche Programme zur Ankurbelung der Wirtschaft zu finanzieren, die sich nach Angaben von Bloomberg.com zusammen auf circa 9,7 Billionen Dollar belaufen. Mehr als 3 Billionen Dollar sind bisher bereits ausgegeben oder verliehen worden, vor allem im Finanzsektor, doch es ist kein Ende der sich immer weiter verschärfenden Rezession in Sicht. 1,8 Billionen Dollar auszugeben, um dringend benötigte Einkommen direkt an die Amerikanische Bevölkerung auszuzahlen, ist ein ziemlich geringer Preis dafür, unsere Wirtschaft zu retten.

Der Staat Alaska macht seit 26 Jahren erfolgreiche Erfahrungen damit, alle ein Jahr oder länger dort lebenden Einwohner mit der gleichen Dividende an seinen Öleinnahmen zu beteiligen. Das hat dazu beigetragen, Alaska zum Staat mit den geringsten Einkommensunterschieden der Nation zu machen. Dort hat man einen Grundgedanken von Thomas Paine, einem der geistigen Väter der Amerikanischen Revolution, angewandt: Das Recht eines jeden, am Wohlstand der Nation teilzuhaben. Das Grundeinkommen gewinnt auch in vielen Nationen aus aller Welt Unterstützung, darunter Deutschland, Brasilien, Südafrika, Namibia, Irland und Kanada.

Die Mitglieder des US Basic Income Guarantee Network (USBIG) und des Basic Income Earth Network (BIEN) stehen für ein Treffen mit Ihrem Wirtschaftsteam zur Verfügung, um dieses wichtige Thema zu erörtern. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Mit freundlichen Grüßen,

Stanley Aronowitz, City University of New York
Karl Widerquist, US Basic Income Guarantee Network
Steven Shafarman, Income Security Institute
Michael Howard, University of Maine
Eduardo Matarazzo Suplicy, Brazilian Senator
Frances Fox Piven, City University of New York
Nicolaus Tideman, Virginia Tech
Jason Burke Murphy, Educators for Social Justice, St. Louis University
Richard K. Caputo, Yeshiva University
Eri Noguchi, Columbia University
Jesse Johnson, Mountain Party of West Virginia
Almaz Zelleke, The New School
Michael Lewis, Hunter College School of Social Work
Harry F. Dahms, University of Tennessee
Doug Cresson, Monmouth University
Eron Lloyd, Henry George Foundation of America
Chandra Pasma, Citizens for Public Justice
Jeffery J. Smith, Geonomics.org
Al Sheahen, writer
Dan O’Sullivan, RiseUpEconomics.org
Buford Farris, retired sociologist
Sean Healy, Cori Justice
Brigid Reynolds, Cori Justice
Alanna Hartzok, Earth Rights
Stephen C. Clark, JaspersBox.com
David London, independent researcher, post-scarcity economics
Fabrizio Patriares, University of Rome, Democratic Party Italy
Reimund Acker, Netzwerk Grundeinkommen, Germany
Dorothee Schulte-Basta, Netzwerk Grundeinkommen, Germany

(Übersetzt aus dem Englischen von Reimund Acker)

Ein Kommentar

Eric Manneschmidt schrieb am 22.04.2009, 22:04 Uhr

Ich habe mir mal die Muehe gemacht, die Martin Luther Kings Text zum BGE aus dem oben genannten Buch ins Deutsche zu uebersetzen, siehe hier: http://www.politik-werkstatt.de/Martin-Luther-King-BGE-deutsch.htm

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