Netzwerk Grundeinkommen auf dem Evangelischen Kirchentag in Hannover – Mutig, stark, beherzt für das Grundeinkommen

    Jörg Ackermann 16.03.2025 Druckversion

    Fast schon zur Tradition geworden wird das Netzwerk Grundeinkommen auch in diesem Jahr wieder auf dem Evangelischen Kirchentag vertreten sein. Der nunmehr 39. Deutsche Evangelische Kirchentag findet vom 30. April bis zum 4. Mai 2025 in Hannover statt. Er bietet seit jeher eine wichtige Plattform für gesellschaftspolitischen Austausch und gesellschaftspolitisches Engagement. Er ist der ideale Ort, um über das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) zu informieren und mit interessierten Menschen ins Gespräch zu kommen. Hier das Gesamtprogramm des Kirchentages: https://www.kirchentag.de/programm-download 

    Die Losung des Kirchentags „Mutig – Stark – Beherzt“ (1. Korinther 16, 13-14) ermutigt dazu, sich für eine gerechtere Gesellschaft einzusetzen. Das BGE steht genau für diese Werte: Es gibt Sicherheit, ermöglicht gesellschaftliche Teilhabe und fördert ein solidarisches Miteinander.

    Unser Stand auf dem Markt der Möglichkeiten

    Das Netzwerk Grundeinkommen wird auf dem Kirchentag einen Informationsstand betreiben. Ihr findet uns auf der Deutschen Messe, Messegelände in 30521 Hannover, Halle 6, Standplatz 6 – E 43, und zwar vom 1. bis 3. Mai 2025 in der Zeit von 10.30 bis 18.30 Uhr.

    An unserem Stand bieten wir:

    – Infomaterial zum Grundeinkommen und aktuellen Entwicklungen

    – Gespräche und Diskussionen mit Mitgliedern des Netzwerks

    – Vernetzungsmöglichkeiten für alle, die sich engagieren möchten

    Wir laden alle Interessierten herzlich ein, vorbeizukommen, sich zu informieren und mitzudiskutieren!

    Mit unserem Stand wollen wir auch Kinder und Jugendliche erreichen. Schließlich plädieren wir für ein Kindergrundeinkommen als einen ersten Schritt hin zu einem allumfassenden Grundeinkommen. Unsere minderjährigen Mitbürgerinnen und Mitbürger sind bekanntlich nicht wahlberechtigt und müssen auch nicht für die eigene Existenzsicherung sorgen, sondern sind, wie wir das alle einmal waren, auf die Eltern und die Solidarität der Gesellschaft angewiesen. Mit einem Kasperletheater werden wir das Kindergrundeinkommen spielerisch thematisieren. Außer dem Kasperle werden noch seine Großmutter, Hänsel und Gretel, König Wohlgemut und der Zauberer Federikus Merzipan auftreten. Wir sind gespannt, was sie uns zu erzählen haben.

    Hier noch einige Gedanken von mir zur Kirchentagslosung mit Bezug zum Grundeinkommen

    Mutig für eine gerechtere Zukunft

    Das Bedingungslose Grundeinkommen ist ein mutiger Ansatz für eine Gesellschaft, in der niemand in Existenzangst leben muss. Es bietet Sicherheit, stärkt die individuelle Freiheit und schafft neue Möglichkeiten für Engagement, Bildung und soziale Teilhabe.

    Stark für soziale Gerechtigkeit

    Angesichts wachsender sozialer Ungleichheit braucht es starke Lösungen. Das BGE kann eine Antwort sein – auf Armut, die Zukunft der Arbeit und die Herausforderungen der Digitalisierung.

    Beherzt im Dialog und Austausch

    Der gesellschaftliche Wandel hin zu einem Bedingungslosen Grundeinkommen erfordert offene Diskussionen, kritische Reflexion und gemeinsame Visionen. Deshalb laden wir alle herzlich ein, an unserem Stand in den Dialog zu treten.

    Lasst uns gemeinsam mutig, stark und beherzt für eine gerechtere Zukunft eintreten! Wir freuen uns auf viele spannende Gespräche und Begegnungen.

    Bild: Kirchentagslogo

    3 Kommentare

    Ralf Wachinger schrieb am 31.03.2025, 15:09 Uhr

    Der Begriff soziale Gerechtigkeit ist nicht ganz so klar, wie er auf den ersten Blick erscheint. Die obige Losung des Kirchentags (1. Korinther 16, 13-14) lautet in der Luther-Bibel 2017: \"Wachet, steht im Glauben, seid mutig und seid stark. Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!\"

    Diese Liebe, die Agape, hat mit den BGE gemeinsam, dass sie bedingungslos ist. Es darf allerdings nicht verschwiegen werden, dass in der Bibel auch steht (2. Thessalonicher 3,10): \"Denn schon als wir bei euch waren, geboten wir euch: Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen.\"

    Hier eröffnet sich ein Zwiespalt für christlich und/oder sozialistisch eingestellte Menschen. Als Mitglied in der Partei Die Linke und auch als Mitglied der evangelisch-lutherischen Kirche erinnere mich noch an ein Gespräch vor mehr als 10 Jahren mit einer gewerkschaftlich und christlich orientierten Genossin über die zweite oben zitierte Passage. Ihre Position war ein sozusagen \"Nicht so, aber ...\"

    Meine Position ist ein Bekenntnis zur Bedingungslosigkeit beim BGE und im urchristlichen und ursozialistischen Sinne. Jeder Mensch soll essen, ob er oder sie arbeitet oder nicht. Denn Menschenrechte gelten für alle Menschen ungeachtet der Person.

    Die Partei Die Linke hat das Motto Solidarität und soziale Gerechtigkeit. Und auch die Partei WASG, die in Der Linken aufgegangen ist, heißt Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit. Konkret aber sind meine Definition dieser Begriffe und die Definition etlicher Genossinnen nicht identisch. Da liegt tatsächlich ein Kern der Auseinandersetzungen ums BGE in der Partei Die Linke.

    Inbesondere im christlichen Kontext sollten die Begriffe Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Bedingungslosigkeit unterschieden werden. Ich kann mich an ein schon länger zurückliegendes Gespräch bei einem Diskussionsabend in der Kirchengemeinde erinnern. Der Pfarrer hat konkret die Frage in die Diskussionsrunde gestellt, ob die Schulspeisung, für die eigentlich die Stadt Nürnberg zuständig ist, jedoch von der Kirche durchgeführt wird, weiter so gehandhabt wird, oder ob sich an die Stadt zur Weiterführung zu wenden sei. Meine Antwort war: beides. Denn so lobenswert Agape ist, werden dadurch nicht die Probleme des politischen Sozialkahlschlag gelöst. Leider wird durch das karitative Engagement der Kirchen und anderer Organisationen die wachsende Armut und Not verschleiert. Dabei betone ich, dass ich großen Respekt gegenüber allen Helfenden habe. Aber als Linker betrachte ich den größeren Rahmen.

    Ralf Wachinger schrieb am 31.03.2025, 15:17 Uhr

    Eine kleine aber wichtige Ergänzung, weil ich es gerade in meinem Text sehe: Es muss heißen: Genossinnen und Genossen.

    Ralf Wachinger schrieb am 01.04.2025, 15:34 Uhr

    Noch eine kleine aber wichtige Korrektur.

    Die Bibelstelle (2. Thessalonicher 3,10) lautet in der Luther-Bibel 2017 korrekt: \"Denn schon als wir bei euch waren, geboten wir euch: Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.\" Wobei es die Variation tatsächlich gibt, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_gefl%C3%BCgelter_Worte/

    W#Wer_nicht_arbeitet,_soll_auch_nicht_essen.

    Aus eigener Lebenserfahrung als Mensch im Autismus-Spektrum kann ich sagen, dass mein Nicht-Arbeiten-Können immer wieder mal als Nicht-Arbeiten-Wollen interpretiert wurde. Und zwar nicht nur fälschlicherweise beim Jobcenter, sondern auch von manchen Menschen in meinem jeweiligen Umfeld.

    Das macht Menschen mit Einschränkungen das Leben noch schwerer als es eh schon aufgrund der Einschränkungen ist. Das ist auch einer der entscheidenden Punkte, warum ich ein emanzipatorisches BGE begrüße. Es trennt nämlich die Sachfragen der grundlegenden Absicherung, der Arbeitsleistung und der Bedürftigkeit in einer menschenfreundlichen Art und Weise voneinander.

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