“Bringt endlich Kultur in die Arbeitsämter und Jobcenter! Kultivieren wir das ganze Land!”

Ronald Blaschke 20.01.2013 Druckversion

Gestern bekam ich einen Brief von einer Freundin.

Sie schickte mir den Link zu einem Video. Künstlerinnen und Künstler spielten in einem Madrider Arbeitsamt „Here comes the sun“ von den Beatles.
Eine gelungene Flashmob-Aktion.

Die Freundin fragte mich in dem Brief:

„Sollten wir nicht auch in Deutschland viel mehr Kultur in die Arbeitsämter und Jobcenter bringen? Denn die sind so grau und trostlos, wie die Gesetze, die die politisch Herrschenden gemacht haben, um dem Volk die Zähne zu zeigen: ‘Wenn ihr Elenden nicht spurt, spürt unseren Zorn.’

Und sollten nicht viel mehr Gewerkschafter, die in den traurig-trostlosen Gängen der Ämter sitzen müssen, ihren Gewerkschaftskolleginnen und -kollegen, die sie mit Sanktionen demütigen, mit dem Song ein Lächeln aufs Gesicht zaubern?

Vielleicht liegen sie sich danach in den Armen und fragen sich, wie es kommen konnte, dass sie sich von den Herrschenden soweit bringen ließen?

Und dann diskutieren sie, ob ein Grundeinkommen für alle den politisch Herrschenden nicht die Zähne ein Stück abschleifen würde.“

Der Brief hat mich berührt.

Bringt doch endlich Kultur in die Arbeitsämter und Jobcenter!
Kultivieren wir das ganze Land!
Here comes the sun.

7 Kommentare

Veit schrieb am 20.01.2013, 16:25 Uhr

Schöne Idee! Doch wenn ich an meine Arbeitsvermittlerin, ihre Teamleiterin und den Geschäftsführer meines Jobcenters denke, muss ich sagen, sie machen, was Gesetz ist. Wäre Grundeinkommen Gesetz, würden sie es sehr wahrscheinlich ebenso ausführen wie Hartz IV.

Jürgen Habich schrieb am 21.01.2013, 17:14 Uhr

Ich finde diese Idee gar nicht so abwegig, wir müssen dieses System der Gängelung von Erwerbslosen Einhalt gebieten. Gerade mit Kultur könnte man sicherlich auch bei einigen Jobcenter-MitarbeiterInnen einiges aufbrechen, vor allem aber auch Öffentlichkeit herstellen.

Carsten Zander schrieb am 22.01.2013, 10:39 Uhr

Die Jobcenter-Mitarbeiter sollten mit als erstes ein bedingungsloses Grundeinkommen erhalten.

Zumindest sollten wir das fordern. Würde bei manchen ein Umdenken auslösen. Die stecken ja gleichfalls in der Zwickmühle, und wahrscheinlich macht keinem dieser Mitarbeiter der Job richtig Spaß.

Klaus schrieb am 23.01.2013, 18:33 Uhr

Oder zum Nikolaus kleine Päckchen an die Mitarbeiter der Jobcenter verteilen, alles natürlich filmen mit dem Titel: \"Wir geben gerne - Sie auch ?\"

wmwhallesaale schrieb am 01.02.2013, 09:17 Uhr

Zu hoffen, dass man durch Nettigkeit die Masse der JobCenterMitarbeiter gegen den Vollzug der Hartz-Gesetze umstimmen kann, ist illusorisch. Wir sollten die Reihen derjenigen dort stärken, die die prekäre Situation in ihrer Umgebung unmittelbar verurteilen, angreifen und beseitigen wollen. Und vor allem sollten wir den Gewerkschaften nicht durch Vorschläge zu Kombilohnmodellen in den Rücken fallen, sondern lieber den bürokratischen Verrat entlarven.

In den JobCentern gibt es viele, die die Mindestlohnforderung http://www.mindestlohn-10-euro.de/ schon allein deshalb unterstützen, weil sich damit auch ihre Situation verbessern würde.

Viele Hartz-IV-Betroffene und Armutsrentner empfinden die JobCenter nicht ohne Grund als eine feindliche Institution, genauso, wie sie in den Wohlfahrtsverbänden nicht nur Ausbeuter und Nutznießer sehen, sondern auch Vollstrecker des Sanktionssystems. Mit diesen müssen wir das Bündnis herstellen, nicht mit den willfährigen Vollstreckern der Armut.

Dass man eine Zersetzung durch Spaß auch erreichen kann, möchte ich schon einräumen, aber Erfolg hat man nur durch konsequentes und parteiliches Verhalten und nicht durch sozialpartnerschaftliche Angebote in einer Gesellschaft wo Wolfsgesetze gelten.

Barbara Glück schrieb am 12.04.2013, 09:27 Uhr

Ich habe mir grad das Video angesehen und es hat mich sehr berührt. Ich denke auch, da wir viel mehr solcher Aktionen brauchen, einfach um genau den tristen Alltag etwas aufzuheitern, sowohl für diejenigen, die in den Ämtern vorstellig werden müssen, wie auch für die Mitarbeiter, die ebenfalls in diese grausame und völlig ineffiziente Maschinerie hineingezwungen sind. Ich habe selbst erlebt, wie dankbar Menschen für ein freundliches Lächeln und eine Gratis-Umarmung sind (auch wenn das vielleicht von Einigen abgelehnt wird), als wir in Erfurt einen solchen Aktions-Tag veranstaltet haben. Und ich würde jederzeit wieder mitmachen! Einfach die \"Matrix\" aufbrechen, aufeinander zugehen und das Gemeinsame betonen, nicht das Trennende. Wir werden unsere Welt nur verändern können, wenn wir genau das tun - denn gemeinsam sind wir viele!

Marcus schrieb am 29.05.2013, 08:51 Uhr

Ich bin mir nicht sicher, ob Veits Kommentar ironisch gemeint ist. Wenn es ein bedingungsloses Grundeinkommen gibt, welche Aufgaben sollten Jobcenter und deren Mitarbeiter dann noch ausführen? So etwas wie ein Jobcenter müsste - wenn es überhaupt noch Bestand haben sollte - ganz andere Aufgaben erfüllen.

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