Grundeinkommen aus feministischer und postpatriarchaler Perspektive
Pünktlich zur 9. Internationalen Woche des Grundeinkommens erscheint ein Sammelband von Autor_innen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz mit dem Titel „Das Bedingungslose Grundeinkommen. Feministische und postpatriarchale Perspektiven“ im Ulrike Helmer Verlag.
Der Sammelband beinhaltet Beiträge von Gabriele Winker, Ina Praetorius, Margit Appel, Andrea Baier/Adelheid Biesecker/Daniela Gottschlich, Dagmar Paternoga/Werner Rätz, Ronald Blaschke und Dorothee Markert.
Herausgeber_innen sind Ina Praetorius, Mitfrau im Initiativkomitee der Schweizer Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen, sowie Antje Schrupp, die sich in Deutschland aktiv in die Grundeinkommensdebatte aus postpatriarchaler Perspektive einbringt, und ich. Eine Übersicht über die Beiträge und Autor_innen finden sich in diesem PDF-Dokument.
In dieser Übersicht fasst Antje Schrupp die Beiträge des Sammelbands aus ihrer Sicht wie folgt zusammen: „Feministische Ökonomiekritik ist eine natürliche Verbündete der Grundeinkommens-Bewegung, denn für beide ist nicht nur bezahlte, sondern auch unbezahlte Arbeit im Fokus. Allerdings kann das bedingungslose Grundeinkommen nur dann wirklich postpatriarchal konzipiert werden, wenn es nicht mit der Illusion vom ‚Ende der Arbeit‘ verknüpft wird, sondern mit dem ‚guten Leben für alle‘, bei dem Care – und eben auch die damit notwendigerweise verbundene Arbeit – im Zentrum steht.“
Der Sammelband ist Ergebnis eines langjährigen Diskussionsprozesses von Feminist_innen, die das Grundeinkommen befürworten bzw. der Idee wohlwollend-kritisch gegenüberstehen. Ein Großteil der Autor_innen des Sammelbands hatte sich bereits in einer vom Netzwerk Grundeinkommen initiierten internationalen Arbeitstagung im Jahr 2014 zu feministischen bzw. postpatriarchalen Sichtweisen auf das Grundeinkommen ausgetauscht. Weitere Beiträge, die den langjährigen feministischen Diskussionsprozess zum Grundeinkommen widerspiegeln, finden sich in der Ausgabe der Zeitschrift „Widersprüche. Zeitschrift für sozialistische Politik im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich“ vom Dezember 2014 mit dem Titel „Arbeit am Leben“ (wir berichteten).
Ein Kommentar
Das bedingungslose Grundeinkommen emanzipiert und bindet, es stärkt uns als Individuen und ermöglicht Gemeinschaften. Wie ist das möglich? Das fragte ich mich schon 2008 auf dem internationalen Grundeinkommenskongress in Dublin. Dort diskutierten Katja Kipping und ein konservativer Senator aus Kanada darüber, wie sich das bedingungslose Grundeinkommen auf die Emanzipation und Familien auswirkt.
Das bedingungslose Grundeinkommen stärkt mich als Persönlichkeit, da es mir als Individuum zusteht. Es ermöglicht mir auch, mit anderen zusammen zu wohnen und zu wirtschaften, denn jeder behält sein Grundeinkommen. Teilen wir uns Kühlschrank, Bücherregal und vielleicht auch das Schlafzimmer, sparen wir Geld und können mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.
Das bedingungslose Grundeinkommen fördert daher die Gemeinschaftsbildung, die vom emanzipierten Individuum ausgeht. Durch Familie, Vereine und andere Institutionen bin ich nicht gebunden, sondern ich bin freiwilliges Mitglied. Kann das bedingungslose Grundeinkommen auch vom Fraktionszwang emanzipieren?