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Namibia: Zähes Ringen um landesweite Einführung des Grundeinkommens

Die in Windhoek erscheinende „Allgemeine Zeitung“ meldet [1], der Staatspräsident von Namibia, Hifikepunye Pohamba habe die von der Grundeinkommens-Koalition geforderte Ausweitung des bedingungslosen Grundeinkommens (BIG – Basic Income Grant) auf das ganze Land „abgelehnt, weil dies die Menschen zum Nichtstun animieren würde und es zugleich ein Ausnutzen der Menschen sei, die arbeiten würden.“

Wie berichtet [2], wurde die Ablehnung des Grundeinkommens durch den Präsidenten und andere Regierungsvertreter von Bischof Zephania Kameeta, dem Vorsitzenden der Grundeinkommenskoalition kritisiert, indem er auf die positiven Erfahrungen mit dem Pilotprojekt in Otjivero hinwies (vgl. hierzu auch die Berichterstattung auf dieser Seite [3]). Er hat nun vorgeschlagen [4], eine Expertengruppe einzusetzen, die das Für und Wider eines bedingungslosen Grundeinkommens im ganzen Land klären und eine Empfehlung an die Regierung aussprechen soll. Die wichtigsten Institutionen sollen an der Evaluierung des Versuchs in Otjivero und der Möglichkeiten für Namibia beteiligt sein: Das Gremium soll sich aus Vertretern von Zentralbank, Nationaler Planungskommission, Finanzministerium und BIG-Koalition zusammensetzen. Die Presse meldet, Kameeta habe zugesichert, dass sich die BIG-Koalition an die Empfehlungen dieser Kommission halten werde.

Kaum war dieser Vorschlag in der Welt, brach ein Streit um die Besetzung des Expertengremiums aus. Dabei geht es um die Frage, ob die Grundeinkommenskoalition direkt vertreten sein soll. Ein Pressekommentar [5] sieht hierin unzulässige Parteinahme und fordert, das Gremium wenn überhaupt, dann ohne Vertreter der BIG-Koalition einzuberufen. Warum sich die BIG-Koalition an eine Empfehlung halten sollte, die ohne angemessene Würdigung der Argumente für das Grundeinkommen entsteht, ist nicht ersichtlich. Eine gütliche Einigung wäre außer Reichweite.

Aus Sicht deutscher Grundeinkommensbefürworter ist besonders bedauerlich, dass die Ablehnung eines landesweiten Grundeinkommens von einer erneuten Stellungnahme (Teil 1 [6] und Teil 2 [7]) eines deutschen Wissenschaftlers unterstützt wird. Rigmar Osterkamp, ehemals Mitarbeiter des für seine marktradikale und industrienahe Einstellung bekannten ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in München, stellt mit Befriedigung fest, das BIG-Projekt sei in Namibia bereits gescheitert. Es stelle einen völlig verfehlten Ansatz dar. Über eine ähnliche Intervention Osterkamps bereits 2008 wurde an dieser Stelle berichtet [8]. Auch die BIG-Koalition hat diese Kritik als ideologisch verzerrt, interessengeleitet und unsachlich widerlegt [9]. In den 17 Monaten, die mittlerweile vergangen sind, haben sich die Kritikpunkte und Fehleinschätzungen Osterkamps nicht erkennbar geändert. Er sucht in den Berichten der BIG-Koalition (siehe Assessment Report, April 2009 [10]) nach Schwachstellen und nennt – nun seinerseits mit höchst angreifbaren Argumenten – vor allem die folgenden:

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1 Comment To "Namibia: Zähes Ringen um landesweite Einführung des Grundeinkommens"

#1 Comment By Henrik Wittenberg On 24.05.10 @ 00:14

Zwei Kommentare zur aktuellen Situation in Namibia:

“President Pohamba fails the poor”
[14]

“Clever BIG could be answer”
[15]