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Zweidrittel-Mehrheit der EU-Bürger für Grundeinkommen

Erstmals wurde eine repräsentative Umfrage zum Grundeinkommen [1] in allen 28 EU-Mitgliedsstaaten durchgeführt. Dabei sprachen sich 64 Prozent der Befragten – also 2 von 3 EU-Bürgern – für ein Grundeinkommen aus: Sie gaben an, dass sie im Falle eines Referendums für die Einführung des Grundeinkommens stimmen würden. In Deutschland beträgt die Zustimmung 63 Prozent, nachdem sie in einer anderen Umfrage [2] von Anfang Februar dieses Jahres noch bei einer knappen Mehrheit von 53 Prozent lag. Die höchste Zustimmung zum Grundeinkommen gibt es mit 71 Prozent in Spanien. Damit wird das BGE von EU-Bürgern deutlich positiver gesehen als in der Schweiz, wo zwei Wochen vor der dortigen Volksabstimmung nur jeder Vierte mit Ja stimmen will.

Für die vom wissenschaftlichen Netzwerk Neopolis und den Meinungsforschern der Firma Dalia Research durchgeführte Studie wurden im März und April dieses Jahres 10.000 Personen im Alter von 14 bis 65 Jahren an 500 Orten in 28 EU-Ländern in 21 Sprachen befragt. Es dürfte sich damit um die größte jemals durchgeführte repräsentative Umfrage zum Grundeinkommen handeln.

Die Mehrheit der Befragten – nämlich 58 Prozent – gaben an, etwas über das Grundeinkommen zu wissen, knapp ein Viertel sagen sogar, dass sie die Idee völlig verstehen. Dabei zeigt sich, dass die Zustimmung zum BGE mit dem Wissen darüber zunimmt: Von denen, die sich für gut informiert halten, befürworten es 72 Prozent, bei denen, die weniger darüber wissen, sind es nur 53 Prozent. Nur 17 Prozent der Europäer haben noch nie etwas vom Grundeinkommen gehört.

Nachdem die Befragten Auskunft darüber gegeben hatten, wie gut sie mit der Idee des Grundeinkommens vertraut sind, wurde ihnen der folgende Text zur Erklärung dieses Konzepts vorgelegt: „Ein Grundeinkommen ist ein Einkommen, das bedingungslos von der Regierung an jeden Einzelnen ausgezahlt wird, unabhängig davon, ob jemand arbeitet und unabhängig von anderen Einkommensquellen. Es ersetzt andere Sozialversicherungsleistungen und ist hoch genug, um alle Grundbedürfnisse (Nahrung, Haushalt etc.) zu decken.“ (deutschsprachige Fassung)

Der Begriff „Sozialversicherungsleistungen“ ist unglücklich gewählt, weil so einerseits nicht zum Ausdruck kommt, dass z. B. die Krankenversicherung nicht durch das Grundeinkommen ersetzt werden soll, andererseits aber steuerfinanzierte Sozialtransfers wie Sozialhilfe und Kindergeld bei Einführung des BGE sehr wohl entfallen können. Man kann aber davon ausgehen, dass die Zustimmung zum Grundeinkommen durch diese Klarstellung eher noch zunehmen würde.

Erst nachdem den Befragten das Grundeinkommen erklärt worden war, wurden sie nach Ihrer Zustimmung zu der Idee und weiteren Einzelheiten gefragt. Natürlich wurde auch die Standardfrage zum BGE nicht vergessen: Würden Sie aufhören zu arbeiten? Nur 4 Prozent bejahten das. Jeder Dritten glaubt nicht, dass er wegen der Einführung des BGE etwas in seinem Arbeitsleben ändern würde. Die anderen würden weniger arbeiten (7%), mehr Zeit mit der Familie verbringen (15%), sich weiterbilden (10%), mehr ehrenamtlich arbeiten (7%), einen anderen Job suchen (7%) oder freiberuflich arbeiten (5%).

Als überzeugende Vorteile des Grundeinkommens werden vor allem weniger Existenzangst und mehr Chancengleichheit genannt, als Nachteile werden u. a. schwächere Arbeitsmoral und mehr Einwanderung befürchtet.