Weltbewegung Christlicher Arbeitnehmer für ein Grundeinkommen

Ronald Blaschke 23.10.2013 Druckversion

WBCA
Die Generalversammlung der WBCA (Weltbewegung Christlicher Arbeitnehmer) vom 17. bis zum 24. Juli 2013 in Haltern am See in Deutschland hat eine Aktion pro Grundeinkommen beschlossen.

Die WBCA wurde 1966 gegründet und verbindet heute mehr als fünfzig Organisationen auf vier Kontinenten. Diese vertreten die Interessen derjenigen, die auf Erwerbsarbeit und ihr Einkommen daraus angewiesen sind.

In dem Beschluss zum Grundeinkommen heißt es:

„Auf der Versammlung der Weltbewegung christlicher Arbeitnehmer (WBCA), welche im Juli dieses Jahres in Deutschland stattfand, wurde nach intensiven Diskussionen und Analysen eine Aktionsplan formuliert mit dem Ziel, eine gerechte, solidarische und nachhaltige Gesellschaft anzustreben. Im Rahmen der Abschlusserklärungen vereinbarten wir die Durchführung einer gemeinsamen Aktion mit allen Gruppierungen für ein universelles Basiseinkommen. Mit einer Sensibilisierungs- und Forderungskampagne wollen wir auf die Notwendigkeit hinweisen, dass allen Menschen genügend Mittel zur Verfügung stehen müssen, um in Würde leben zu können und um die grundlegenden Bedürfnisse eines jeden sowie der jeweiligen Familie zu decken . […] Es müssen neue Lösungen gesucht werden, um das Recht auf gesellschaftliche Integration und Anerkennung sowie das Recht auf Arbeit umzusetzen und zu gewährleisten.

Angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit und der Unmöglichkeit, einem Großteil der Bevölkerung Arbeitsplätze anzubieten, können die menschlichen Grundbedürfnisse nicht länger von der aktuellen Wirtschaftspolitik gedeckt werden, welche sich auf die Schaffung von Arbeitsplätzen konzentriert. Eine politische Debatte mit dem Ziel, neue Lösungen zur Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse zu benennen, ist somit dringend erforderlich. Wenn die sozialen Schutzmechanismen in derart vielen Ländern versagen oder wenn in den nördlichen Ländern die Sparpolitik dazu führt, dass die Menschen verarmen, dann werden Basiseinnahmen erforderlich, welche das Recht auf Leben gewährleisten. […]

In diesem Kontext kann ein universelles Basiseinkommen sinnvoll sein. Gemäß dem internationalen Netz des universellen Basiseinkommens BIEN (Basic Income Earth Network) beruht die Neuartigkeit darauf, dass das Basiseinkommen im Gegensatz zu vielen anderen bereits existierenden Hilfeleistungen nicht unter der Bedingung gewährt wird, dass der Empfänger eine hilfebedürftige Situation oder eine Notsituation nachweisen kann. Es ist ein Basiseinkommen, da es sich um eine Einnahme handelt, auf die weitere Einkommen aus diversen Quellen addiert werden können. Zudem ist das Basiseinkommen universell, d. h. es wird allen Bürgern dieser Welt wie ein bedingungsloses Recht ausgehändigt. Dieses Einkommen würde dazu dienen, allen Mitgliedern einer politischen Gemeinde eine grundlegende Anerkennung zu verschaffen in ihrer Funktion als Bürger dieser Gesellschaft, und es würde dafür sorgen, dass Aktivitäten wertgeschätzt und anerkannt werden, bei denen es sich um Arbeit, aber nicht um eine Anstellung handelt.

Die Aufgabe des Basiseinkommens ist es, der Armut und der Ausgrenzung von Millionen von Personen vorzubeugen und es richtet sich an die einzelnen Individuen, nicht an eine Gruppe oder an eine Familie. Es geht um das Recht eines jeden Individuums, von Seiten des Staates einen regelmäßigen Geldbetrag zu erhalten, welcher die Grundbedürfnisse des Individuums deckt, ohne dass hierfür eine Gegenleistung verlangt wird und unabhängig davon, in welchen Wohnverhältnissen sich das Individuum befindet, welcher Rasse oder welchem Geschlecht es angehört und ob es arbeitet oder nicht. Das universelle Basiseinkommen stellt somit einen Mechanismus der Einkommensverteilung dar, welcher die Überwindung sozialer Ungleichheit zum Ziel hat. Die öffentlichen Gelder würden sich auf diese Weise in Form eines Basiseinkommens in den Händen der Bürger befinden, was effektiver wäre als die Rettung der Finanzinstitute. […] Im Endeffekt geht es darum, Reichtümer wieder zu verteilen. Finanziert werden könnte dies durch die Wiederverteilung des Kapitals und durch Steuererhöhungen, welche jedoch nicht auf das Einkommen der Arbeitnehmer erhoben werden, sondern auf das Kapital und die finanziellen Transaktionen. […] Das universelle Basiseinkommen ist ein Instrument, mit dessen Hilfe sich Millionen von Arbeitslosen, Arbeitnehmern in unsicheren Arbeitsverhältnissen, Rentner etc. aus einer unwürdigen Situation befreien können. Daher ist es wichtig, eine intensive Debatte über diese Initiative in der politischen Agenda der internationalen Gemeinschaft und der Mehrheit der Weltbevölkerung anzuregen und damit weitere Netzwerke zu schaffen, welche die gleiche Auffassung teilen.“

Ein Kommentar

Rudolf Mletschnig schrieb am 30.10.2013, 20:59 Uhr

Auch die Weltbewegung Christlicher Arbeitnehmer für ein Grundeinkommen (WCA) versteht das Grundeinkommen als Element einer nachhaltig wirtschaftenden Gesellschaft. Zwei Aspekte sollen hier weiter ausgeführt werden: der Wechsel des Einkommensmodells und die Entlastung des Faktors Arbeit.

Die WCA schreibt übereinstimmend mit dem BIEN, dass zum Grundeinkommen immer ein weiteres Einkommen aus Beschäftigung hinzu kommen kann. Das ist eine UND–Logik, im Gegensatz zur derzeitigen ODER–Logik: Arbeitslosigkeit ODER Beschäftigung, bei der das Geld aus der Arbeitslosigkeit endet, sobald eine Beschäftigung aufgenommen wird. Ein wichtige Konsequenz daraus ist die, dass beim Grundeinkommen der WCA ein UND–Anteil (Nachhaltigkeitsbeihilfe) eingebaut werden kann bzw. soll, um das Einkommen nachhaltig zu machen.

Das Grundeinkommen gibt es dann weiter, auch wenn ein Erwerbseinkommen hinzukommt. Das hat u.a. die Konsequenz, dass der Arbeitgeber niedrigere Lohnkosten hat. Man kann sagen, die Kaufkraft der Person speist sich aus der betriebsexternen Quelle Grundeinkommen UND dem betriebsinternen Lohn. Damit das Grundeinkommen nicht hauptsächlich aus den Arbeitskosten finanziert werden muss, müssen anderen Quellen (Kapitalerträge etc.) herangezogen werden.

Um eine weitere Senkung der fixen betriebliche Arbeitskosten zu erreichen, könnten Arbeitnehmer am Gewinn beteiligt werden. Das führt auch dazu, dass der fixe Lohnkostenanteil sinkt. Damit sind 3 Einkommenselemente für Arbeitnehmer gegeben: Grundeinkommen + fixe betriebliche + variable betriebliche Einkommen. Unterscheidet man dann noch zwischen fixem und variablem Grundeinkommen, landet man beim nachhaltigen Einkommen. Details dazu auf www.nachhaltigkeitskonzept.at

Einen Kommentar schreiben

Erforderliche Felder sind mit * markiert.
Bitte beachten Sie die Regeln für die Veröffentlichung von Kommentaren.