Rückblick auf einen spannenden Fachtag: Grundeinkommen und öffentliche Güter, Infrastruktur und Dienstleistungen
An der Fachhochschule Dortmund fand auf Initiative von Prof. Ute Fischer am 24. Januar 2025 ein spannender Fachtag zum Thema „Grundeinkommen und Soziale Infrastruktur/Universal Basic Services?!“ statt (wir berichteten im Vorfeld). Das Netzwerk Grundeinkommen war sehr präsent. Neben den Referent*innen waren auch zahlreiche weitere Mitglieder vor Ort.
Rund 80 Teilnehmende aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und sozialen Bewegungen diskutierten, ob das Grundeinkommen einerseits und die Bereitstellung öffentlicher Güter, Infrastruktur und Dienstleistungen andererseits als grundsätzlich komplementäre Ansätze zu betrachten sind. Viele Beiträge und Diskussionen bejahten dies, wenn auch mit kritischen Fragen an jene, die den jeweils anderen Ansatz zu ihrem Hauptanliegen gemacht haben. Während die Vertreter*innen des Grundeinkommens ebenso wie der seit ca. 2013 in Deutschland diskutierte Ansatz der Sozialen Infrastruktur für ein Miteinander plädierten, lehnte der Verfechter des spezifischen, aus Großbritannien kommenden Konzepts „Universal Basic Services“ das Grundeinkommen rundweg ab. Eine Position, die auch heftigen Widerspruch erfuhr.
Veranstaltet wurde der Fachtag von der Fachhochschule Dortmund, vom Freiburger Institute of Basic Income Studies (FRIBIS), von uns als Netzwerk Grundeinkommen und vom österreichischen Netzwerk Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt. Unterstützt wurden die Veranstalter vom Verein Solidarisch Sorgen und vom Netzwerk Care Revolution. Maßgeblich vorbereitet hat die Fachtagung das Care-Team von FRIBIS (Foto).
Wer sich einen ersten Überblick über das Verhältnis der beiden grundlegenden Ansätze und über das spezifische deutschen bzw. britische Verständnis der Ausgestaltung von öffentlichen Gütern, Infrastruktur und Dienstleistungen verschaffen will, dem sei mein Einführungsvortrag in die Thematik empfohlen. Verwiesen wird in diesem Vortrag auch darauf, dass in weiten Teilen der spezifische Ansatz der „Universal Basic Services“ seinen selbstgesetzten Ansprüchen – wie z. B. dem des universellen Zugangs oder der Dekommodifizierung – nicht gerecht wird. Auf der verlinkten Website finden sich zudem Entgegnungen auf Kritiken am Grundeinkommen, die von Verfechter*innen der Basic-Services-Ansatzes angeführt wurden.
Wenn möglich, werden wir weitere Beiträge der Fachtagung auf unserer Netzwerk-Website veröffentlichen. Im Gespräch ist auch eine Publikation zum Thema.
Die Fachtagung wird sich vielleicht als wichtiger Schritt hin zu einer der Verständigung der Verfechter*innen der beiden grundlegenden Ansätze erweisen. Hoffnung macht zudem, dass auch Vertreter*innen des Vergesellschaftungs- und des Postwachstums-Ansatzes sowie der Care-Bewegung vor Ort waren und die Fachtagung mit Beiträgen zu den beiden Ansätzen aus ihrer Sicht bereicherten. Der Fachtag machte deutlich, dass es kein ewiges Weiter-so im Politischen geben muss. Die Alternativen sind längst da!
Ein Kommentar
Elfriede Harth vom Care Revolution Netzwerk, Care Revo Rhein-Main sowie BGE-Initiative Rhein-Main hielt einen ganz wunderbaren Vortrag, in dem sie auch die Notwendigkeit der Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens betonte. Dieser findet sich hier: https://care-revolution.org/aktuelles/care-revolution-denn-nur-miteinander-und-fuereinander-wird-das-gute-leben-fuer-alle-wirklichkeit