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Charles-Philipp Beckmann schrieb am 05.09.2021, 20:29 Uhr zu

Toll, dass Sie darüber berichtet haben.

Mich würde sowieso interessieren, wie es in den Ländern aussieht, die nach der Auflösung der Sowjetunion ihre Unabhängigkeit erlangten bzw. die unter dem Einfluss der ehemaligen Sowjetunion standen.

Joachim Naujokat schrieb am 29.08.2021, 12:54 Uhr zu

Wenn ich mir diese ganzen \"Aussagen\" der \"etablierten\" Parteien in Bezug auf das bedingungslose Grundeinkommen so durchlese, dann bin ich wirklich froh darüber, dass ich bisher immer nur der Grundeinkommenspartei meine Wahlstimme gegeben habe!

Die \"etablierten\" Parteien haben im Grunde genommen kein Interesse daran, dass das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt wird, weil sie dann keine Macht mehr über die Bevölkerung haben!

Markus Mezger schrieb am 26.08.2021, 14:33 Uhr zu

https://www.tagesspiegel.de/berlin/kein-geld-fuer-nichts-in-berlin-parlament-lehnt-projekt-fuer-grundeinkommen-ab/27533238.html

\"Die rot-rot-grüne Koalition hat die Forderung nach einem Modellprojekt für das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) am Donnerstag abgelehnt. Das Parlament musste sich mit dem Thema befassen, weil die Volksinitiative \'Expedition Grundeinkommen: Erprobung eines bedingungslosen Grundeinkommens im Land Berlin\' ausreichend Unterstützer gesammelt hatte. Mehr als 30 000 Menschen hatten dafür gestimmt. (...)

Auch die Grünen sind gegen das Projekt – zumindest derzeit. Grünen-Politiker Stefan Ziller sagte: \'Ich finde das angesichts der immensen Haushaltswirkungen und Corona unfair, dass wir eine solche Entscheidung jetzt treffen sollen.\' Allerdings wollen sich die Grünen in den nächsten Koalitionsverhandlungen für ein solches Projekt einsetzen, sagte Ziller.\"

Das klang hier irgendwie noch ganz anders:

https://www.archiv-grundeinkommen.de/flyer/200809-Gruenes-Netzwerk-Grundeinkommen.pdf

Ist Stefan Ziller inzwischen einfach klüger, sozusagen altersweise geworden, oder ist solch ein inhaltlicher Schwenk schlicht und einfach mit Regierungshandeln zu erklären?

Bianca Schubert schrieb am 21.08.2021, 19:52 Uhr zu

Warum fehlen hier wieder die Kleinen Parteien, von denen sich etliche entschieden für ein Grundeinkommen einsetzen?

[Anm. d. Red.: Der Beitrag beschränkt sich aus Platzgründen auf die Bundestagsparteien. Wir werden aber rechtzeitig vor der Wahl die Antworten aller Parteien auf unsere Wahlprüfsteine veröffentlichen.]

Daniel Kruse schrieb am 19.08.2021, 09:52 Uhr zu

Somit bleibt die Wichtigkeit der Grundeinkommenspartei (BGE) bestehen. Und sie wird hoffentlich von genügend Wählern auf dem Stimmzettel wahrgenommen... Wobei ich glaube, dass es auch zukunftsweisend nachhaltig sinnvoll ist, bei der Wahl darauf zu schauen, wofür sich die jeweilige politische Jugend der geneigten Parteien ausspricht. Denn dahin sollte die Reise ja schliesslich gehen ;-)

Stefan Pudritzki schrieb am 17.08.2021, 20:54 Uhr zu

Die Linke nennt es nicht so, aber mit ihrer Forderung nach einem Mindesteinkommen von 1200€ pro Monat in jeder Lebenssituation ist sie dem Bedingungslosen Grundeinkommen viel näher, als jede andere im Bundestag vertretene Partei.

Lara Stein schrieb am 14.08.2021, 10:49 Uhr zu

Mir war bisher nicht klar, dass es die Überlegung gibt, bei Behinderung das Grundeinkommen bei 1000 Euro anzusetzen. Wir sind bei meiner Mutter gerade in Klärung bzgl. der Anerkennung der Schwerbehinderung. Glücklicherweise unterstützt uns hierbei ein Rechtsanwalt für Sozialrecht. Hoffentlich haben wir das Thema bald vom Tisch.

Daniel Kruse schrieb am 06.08.2021, 11:33 Uhr zu

https://www.az.com.na/nachrichten/bedingungsloses-grundeinkommen-2021-03-11/

\"Windhoek (NMH/jl) - Unterstützer des bedingungslosen Grundeinkommens (BIG) in Namibia warnen Medienberichten zufolge davor, dass ohne das BIG Namibias finanzielle und soziale Probleme noch verstärkt würden. Rinaani Musuta von der BIG Vereinigung Namibia und Arbeitsexperte Herbert Jauch sprachen sich laut einer Pressemitteilung für die Einführung des Grundeinkommens aus. Obwohl Gegner die Initiative aufgrund ihrer Kosten für undurchführbar halten, gebe es mehrere realistische Möglichkeiten, ein bedingungsloses Grundeinkommen unter den momentanen Bedingungen durchzuführen.

„Man muss verstehen, dass BIG eigentlich viel weniger kostet, als es auf den ersten Blick aussieht“, erklärte Musuta. „Man darf sich nicht nur die Kosten bei der Einführung anschauen, denn die Ausgaben werden sinken.“

„Finanziell ist es durchaus möglich“, so Jauch. „Es müssten einige Verlagerungen im nationalen Haushalt vorgenommen werden, außerdem wären zusätzliche Einnahmequellen, wie eine Ressourcensteuer denkbar. Wünschenswert wäre auch ein souveräner Wohlstands-Fond, der dafür sorgt, dass die nationalen Ressourcen der gesamten Gesellschaft zugutekommen und nicht nur ein paar Individuen.\"

Wenn die Regierung willens wäre, könne das Projekt auch zur jetzigen, finanziell schwierigen Lage umgesetzt werden, so Musutu.

Durch ein bedingungsloses Grundeinkommen würde, so die Pressemitteilung, die Nahrungssicherheit in Namibia erhöht werden und würde der nationalen Wirtschaft „den lange erwünschten Schwung geben“, sowie Armut bekämpfen.\"

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Vinzent Storz schrieb am 26.07.2021, 03:34 Uhr zu

BGE: Visionen, die man erreichen kann - aber wann?

Ideale sind eine gute Sache. Man braucht kleinere Zwischenziele mit unmittelbarer Erreichbarkeit. Wann: Sofort

Ein BGE von dem man noch nicht leben könnte oder wollte, kann dennoch den Arbeitsmarkt beeinflussen und ist ein Anfang.

Die Finanzierungsart ist entscheidend

Eine Steuer welche fertige Arbeit besteuert, besteuert nicht menschliche Arbeit - wie die Lohnsteuer sondern auch die der Maschinen !

Wird damit das BGE finanziert, bedeutet es eine Umverteilung von Maschine nach Mensch. Maschinen ergeben so doppelt Sinn.

Man muss es ja nicht BGE nennen, um keine falschen Erwartungen zu wecken. Sondern sinngemäß \"Türöffner\" oder \"BSA\" (bedingungslose Subvention Menschlicher Aktivität.)

Ein Teil der Arbeitslöhne werden bei Einführung durch dieses BGE ersetzt. Es wird billiger Menschen zu beschäftigen.

Das Problem mit Roboter & Automatisierung wäre somit angegangen.

Man kann Schrittweise dieses BGE erhöhen und schauen was passiert.

Risiken sind geringer. Wir haben eine Inflationsrate

Ein BGE welches nicht erhöht wird, wird von der Inflationsrate relativiert

also muss man dieses BGE bei unerwünschten unerwarteten Folgen einfach nur etwas später erhöhen, um bei falscher Wirkung gegenzusteuern.

Geld als Lohn ist unser nominales Einkommen / gekauftes Brot usw ist unser Reales Einkommen. Die MwSt kann man daher auch als Real-Einkommens-Steuer sehen. Mit ihr kann man das BGE finanzieren.

MwSt kann man auch als Steuer auf die fertige Arbeit sehen.

Somit generiert nicht nur menschliche Arbeit Steuer auch der \"Backofen\"

Egal welche Steuer - das Brot wird durch sie teurer. LSt macht nur den Menschen teurer. Mit MwSt kann stattdessen mehr der \"Backofen\" herangezogen werden.

Somit wäre es keine Umverteilung von Reich nach Arm

sondern eine Korrektur der Wettbewerbsverzerrung zwischen Mensch & Maschine

Zusätzliche Option:

Um die MwSt gering zu halten, wird die jetzige (ohne BGEfinanzierungsanteil) als Steuer aufs Real-Einkommen schrittweise umgewandelt in die Steuer aufs Nominal-Einkommen. (Was aber menschliche Arbeit wieder verteuert)

Das ist nur ein temporärer Vorgang. Bis zu dem Punkt bis die (alte)MwSt

wie wir sie jetzt kennen vollständig ersetzt ist.

Es wäre daher nur ein vorübergehendes Problem

Man hat verschiedene Stellschrauben um zum richtigen Kompromiss zu kommen

Auf jeden Fall sollte der Eindruck vermieden werden dass es um eine Umverteilung von Reich nach Arm geht oder von fleißig nach faul.

Das paradoxe Problem welches zu lösen ist sind Maschinen.

Paradox weil wir sie Bauen damit sie uns Arbeit abnehmen.

Was gut ist und gleichzeitig schlecht, falls das heuchlerische Ziel erreicht würde. Der Weg ist bisher das Ziel. Kann man ändern. Auch wenn man das Ziel sowieso nie erreicht, muss man dennoch diese destruktive Heuchelei abbauen.

Es ist eine Abwandlung vom BGE-Modell von Götz Werner

Er will ausdrücklich auch die Lohnsteuer durch MwSt ersetzen

Dadurch wird diese MwSt unnötig hoch

Was aber genial an seinem Modell ist, ist die BGE Finanzierung durch die MwSt / die substitutive Einführung / seine Idee so das Problem zwischen Mensch & Maschine zu lösen.

Sein Vorschlag die LSt zu ersetzen ist zwar auch gut

aber das ist der zu große Schritt der gar nicht so nötig wäre fürs BGE

Kann man später immernoch machen und schrittweise

Erstmal das MwSt-BGE

Sein Ziel ist das man auch vom BGE leben kann

Er hält beides für möglich

dh auch den Ersatz der Lohnsteuer durch MwSt

vielleicht ist letzteres die unrealisierbare Utopie

Sein MwSt-BGE als schrittweise Einführung dagegen, ein kleiner erster Schritt fürs \"Finanzamt\" aber ein großer für die Menschheit. Evolutionsschritt. Tor zur anderen Welt. Und keine Utopie

Das Experiment ist in Schritten ungefährlich

(Nur sein Wunsch bzgl LSt ist kein kleiner Schritt, lassen wir ihn vorerst.)

Gerhard Seedorff schrieb am 23.07.2021, 11:22 Uhr zu

Diese oder ähnliche Fragen sollte jeder Wähler, der sich für die Einführung des Grundeinkommens einsetzen will, den Kandidaten in seinem Wahlreis persönlich stellen, was über \"Abgeordnetenwatch\" problemlos möglich ist. Das ist meiner Ansicht nach die Pflicht des Bürgers, der in einer funktionierenden Demokratie leben will, weil man keinen Kandidaten wählen darf, den man gar nicht kennt. Wir sollten Menschen wählen und keine Parteien, also auf die Zweitstimme verzichten!

Carsten Walter schrieb am 25.06.2021, 13:42 Uhr zu

Hallo und guten Tag,mein Name ist Carsten Walter aus NRW und Ich möchte was zu dem bedingungslosen Einkommen sagen,Ich meine es ist ein Fortschritt für die Heutige Gesellschaft und Menschheit das bedingungslose Einkommen,da es das Hartz 4 Projekt ablösen könnte...Die sogenannte Grundsicherung...in Deutschland. Da meines Erachtens Hartz4 total überholt ist und nicht mehr Modern und auch nicht mehr Zeit gemäß ist.

Das bedingungslose Grund Einkommen ist daher genau Richtig ,da es vielen Menschen zu gute kommen würde,da eh schon zu viele von Hartz 4 leben in Deutschland...und somit an der Armuts Grenze Hadern....

Franz Sternbald schrieb am 16.06.2021, 11:19 Uhr zu

Buch-Empfehlung: „Ausgesetzt zur Existenz“; Franz Sternbald

*

Un-Eigentlich Arbeiten und Ent-Fremdung

Begegnen sich zwei Menschen zum ersten Male, lautet die erste Frage nicht etwa, „wer sind Sie?“, sondern „was (oder gar ‚in was’) machen Sie so?“. „Was machen die Geschäfte?“, meint die Frage „Wie geht’s Ihnen?“

Es widerspricht aber der Würde des Menschen, ausgerechnet die betriebsame Ameise als erstrebenswerte Existenzform zum Vorbild gesetzt zu bekommen. Dennoch zieht die abendländische Sozial-Ethik diesen Vergleich allzu leichtfertig heran („sieh die Ameise, in ihrem Fleiße...“).

Mit einiger Verachtung für diesen Vergleich hat sich einmal Lew Tolstoj geäußert. Er soll an dieser Stelle einmal mit seinen Worten zitiert werden:

„Man sagt, daß die Arbeit den Menschen gut macht, ich habe aber immer das Entgegengesetzte beobachtet. Die Arbeit und der Stolz auf sie, macht nicht nur die Ameise, sondern auch den Menschen grausam. Es konnte in der Fabel ja nur die Ameise, ein Wesen, das des Verstandes und des Strebens nach dem Guten entbehrt, die Arbeit für eine Tugend halten, und sich damit brüsten. Die Arbeit ist nicht nur keine Tugend, sondern in unserer falsch organisierten Gesellschaft zumeist ein Mittel, das sittliche Empfinden zu ertöten ....

alle haben keine Zeit, keine Zeit, zur Besinnung zu kommen, in sich zu gehen, über sich und die Welt nachzudenken, und sich zu fragen:

was tue ich? Wozu?“

Wer einen Teil seiner Lebenszeit der Erziehung von Kindern im Sinne Rousseaus \"Emile\" widmete, für seine Handreichungen keinen anderen Lohn als Anerkennung verlangte, wer weder gekauft, noch verkauft hat, sondern allein getauscht und geschenkt, somit keine amtlich anerkannte Erwerbsbiographie nachweisen kann, gilt als tätig \'faul\'.

Denn Arbeit gilt als disziplinierende Strafe, oder, wie schon in der griechischen Antike der unwürdige Teil der \'Banausoi\'?! Der alttestamentarischen Überlieferung gemäß ist sie gar ein Fluch! Erst mit den Jüngern des Zimmermannsohnes Jesus gelangen die Werktätigen zu ihrer eigentlichen Würde - nachdem sie durch Jesus ihrem Werk zunächst entfremdet worden waren.

Im Begriff der Entfremdung im Sinne einer Ent-Fremdung hatte von Beginn an zweierlei Bedeutung gelegen. Zum Einen den Abzug aus dem eingeübten Nützlichkeitsschema für den ‚pyramidalen’ Betrieb in der Gesellschaft, und zum Anderen überhaupt erst die Aufhebung der Fremdheit der eigenen Existenz gegenüber. Mit dem Übergang von der Un-Eigentlichkeit zum Eigentlichen Ex-sistieren, läuft der ideengeschichtliche Faden, zwar auf verwundenen Wegen, aber dennoch ununterbrochen von Christus bis zu Kierkegaard, Nietzsche und Heidegger.

Die zeitgeistliche Aushöhlung der urchristlichen Botschaft durch die Hirten über einer Herde von unmündigen Schafen, wurde indes beantwortet durch die Formulierung einer säkular sozialistischen Heilsbotschaft. Die potentiell zerstörerische Energie der metaphysisch entwurzelten, und in auf die physis reduzierte Masse (deren Eigenschaften Schwere und Trägheit sind) galt es nun für die Interessen der illuminierten, im Herrschaftswissen eingeweihten, Adepten zu kanalisieren. In einer Verbindung von Arbeit und Kampf entstand mit der Gründung der internationalen Arbeiterbewegung (1864), eine Entsprechung der ideologischen Verknüpfung von Kapital und Militarismus. Im Marsch der „Internationale“ wurde der Takt vorgegeben, der sich sowohl für die Demonstration auf der Straße, als auch für die Arbeit am Fließband eignet. Eine Parallele dazu stellte in vorindustrieller Zeit der zornige Gesang der Baumwollpfücker dar, die unter dem mißbilligenden Blick ihres Herren die Arbeit umso energischer verrichteten. Im kollektiven Aufbegehren liegt stets auch ein disziplinierendes Element, sich als Klasse zu formieren, die ihre Ehre aus dem Fleiß ableitet. Als Widerstand gegen die ausbeuterischen Verhältnisse angelegt, bestätigte die “Internationale“ nichts desto weniger die Zuweisung des künftigen Platzes innerhalb der nunmehr industriellen ‚Pyramide’. Aus dem Haufen, der, nach der Messung an fabrikgemäßen Effizienzkriterien, undisziplinierter Handwerksgesellen vom Lande wurde die individuell gesichtslose Arbeiterschaft geschmiedet, die Pünktlichkeit und Fleiß als ‚deutsche’ Tugend etabliert hat.

Viel näher jedoch am ‚deutschen Wesen’ rührt aber vielmehr die Verehrung der ‚Meisterschaft’, wie sie im Geiste des Genies (=magus/Magier; Magister) zu seiner ethischen Höhe gelangt. Nie ist bloßer Ertrag und Blendung der Zweck des Meisterwerks, sondern das Streben nach der Idealität, die der Meister seines Werks in Holz oder Stein oder Metall, in Bild oder Ton, oder sei es nur eines Gedankens, anstrebt. In seinem Werk ringt der ‚Meister’ um die Verwirklichung seiner selbst; die schicksalshaft bejahende Tat ist sein ureigenster Ausdruck. Das Meisterwerk ist um nichts geringer als die Übereinkunft im „Einzigen und sein Eigentum“ (vgl. Max Stirner). Daher lautet die Erfordernis für würdige Tätigkeitsformen, den Menschen grundgesichert freizustellen zur Selbstverfügung über die Bestimmung zu seinem eigenen Werk.

Die Bedienung des Weltmarktes ist aber nur mit Allerweltsprodukten möglich, die zu Werkbedingungen hergestellt werden, die unter den Zumutungen des globalen Marktes flexibel gehalten werden müssen. Im rationalisierten, also zerstückelten, und digital planbaren Werkprozeß, fragmentiert und verflüchtigt sich zuletzt das schöpferische Element. Im industriellen Mahlwerk gibt es keinen Ort, an dem eigentlich Arbeit verrichtet wird, wenn man diesen Begriff nicht mit dem würdelosen Sklavendienst gleichsetzen möchte, der es zumeist ist. Da die menschliche Würde wesentlich unteilbar an das Individuum geknüpft ist, verbietet es sich in diesem Zusammenhang von einer Leistungs-Ethik zu sprechen, wo nichts anderes als eine Sklavenmoral vorherrscht. Eine vollwertige Ethik weist auf ein Ideal der Vollständigkeit des Menschlichen hin, und es gibt keinerlei Hinweis darauf, daß es für die Industriegesellschaft überhaupt eine solche Ethik geben kann, allenfalls eine disziplinierende Moral, die es zu überwinden gilt. Die Voraussetzung dafür ist die Würdigung der individuellen Professionalität, das Gestattetsein von Außerordentlichkeit, die sich nicht mit einer sozialistischen Nivellierung und Ertragsmaximierung durch den Massenauswurf vereinbaren läßt.

Ein arbeitsethischer Rückzug auf die Wertigkeiten der ‚Pünktlichkeit’ und der ‚Höflichkeit’ bedeutet den endgültigen Verzicht auf eine kulturstiftende Ethik, und eine Beschränkung auf den geordneten Abgang in die Alternativlosigkeit eines plutokratischen Nihilismus.

Nunmehr werden jedoch wohl die Wenigsten von uns noch die handwerkliche Tätigkeit von eigener Hand kennen, denn inzwischen hat der tertiäre Sektor den Agrar- und Industriesektor längst überwuchert. In der Dienstleistungsgesellschaft werden die Umsätze durch das sinnfreie Rauf- und Runterladen bedeutungsloser Datenpakete, durch das Wischen und Abwinken von App-Icons auf dem Display, durch Spielen und Bespieltwerden erzielt.

Was sich jedoch gegenwärtig als handwerkliche ‚Craft’-Bewegung in Szene setzt, ist eine Aneignung von Konsum-Nischen mit den Distinktionsmerkmalen der ‚Kritik’. Diese holen sich allerdings ihre Rechtfertigung auf eben denselben Markt, der sogar die ironische Distanz sich selbst gegenüber zuläßt, um sie wiederum zum einträglichen Geschäft werden zu lassen. ‚Craft-Beer’ und ‚crafted Coffee’ im Ambiente urtümlich roher Ästhetik, erschließt einen zahlungskräftigen Kundenstamm, der nichts mehr fürchtet, als dem Mainstream zugeordnet zu werden. Er formiert sich dennoch willig unter den Gesetzen des Marktes zu einer berechenbaren Quelle des steigenden Umsatzes. Der Bezug des Schaffenden zu seinem Werk darf zeitgemäß jedoch nicht bis zur ‚Eigentlichkeit’ gesteigert erscheinen, sondern bedarf der ‚uneigentlichen’ Distanz. Am Beispiel der Servierkraft in einem craft-café, zeigt sich das frisch gestärkte Holzfällerhemd ohne Schweißflecke, und damit als evidenter Beleg für unsere These. Wäre die Tätigkeit inniger mit der Subjektivität des Meisters verbunden, stellte sich unabdingbar eine sperrige Unverfügbarkeit gegenüber den Ideologien des Marktes ein.

Die Frucht des ‚Eigentlichen’ am Werk ist der Schöpferstolz, seine Platzierung auf dem Markt ist das wesentlich ‚Uneigentliche’.

Der Silbenvorsatz eines erdigen craft-Begriffes als Trendfloskel des ‚Neuen Sozialen Marktes’ auf der Basis prekärer Ich-AGs, bezeichnet daher zuverlässig eben gerade kein Faktisches sondern nur etwas Signifikantes, Zeichenhaftes mit dem Verweis auf etwas das nicht Ist (non-est).

Eine stärkere Würdigung der individuellen Leistung widerspräche der protestantischen Ethik des emsig arbeitsteiligen Ameisen-Staates. Nach der sozialistischen Lehre ziemt sich der individuelle Werkstolz nicht, vielmehr lernt der Arbeiter beizeiten seine Würde durch die Arbeitsteilung zugunsten eines höheren Zweckes, als wohin sein Einfluß reicht, abzugeben. So befinden sich das Personal und die Kunden in der zeitgemäßen Craft-Werkstätte in einem solch unausgesprochenen Einvernehmen, wie es die Schauspieler auf der Bühne mit dem Publikum, während der Darbietung eines Stückes, sind. Sie befinden sich miteinander nicht in einer Existenzial-Beziehung, sondern im Dienstverhältnis einer virtuellen Inszenierung.

In der virtuellen Wertstellung durch das Geld erhält der gesamte Arbeitsprozeß wiederum erst seine höhere Weihe, wie die Materie durch den Geist. Darin liegt auch die Verehrung des Geldes begründet - und die Unwürdigkeit, dafür zu arbeiten.

*

„ Ausgesetzt zur Existenz “ – warum der Mensch ein Schicksal ist

- vom Ausgang aus der unverschuldeten Absurdität –

Franz Sternbald

Verlag BoD - D-Norderstedt

Franklin A. Oberlaender schrieb am 23.05.2021, 12:36 Uhr zu

Nach Angaben des Arbeitskreises Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder und dem Statistischen Bundesamt 2019 ist das Arbeitsvolumen zwischen 2008-2019 in der BR Deutschland um 6,1 %, die Anzahl der Beschäftigten um 14,8 % und die Gesamtbevölkerung jedoch nur um 2,6 % gestiegen. Daraus ist zu erkennen, dass zwar das Arbeitsvolumen pro Beschäftigten gesunken ist, anderseits aber das Gesamtvolumen pro Kopf der Gesamtbevölkerung gestiegen ist. Es stellt sich daher die Frage, ob die Grundprämisse von Prof. Oevermann, dass das Arbeitsvolumen aufgrund der höheren Arbeitsproduktivität sinkt, überhaupt für die letzte Dekade zutreffend war. Wenn sie aber nicht zutreffend sein sollte, so wären auch die daraus resultierenden Ableitungen nicht zutreffend.

Unabhängig davon empfindet eine, mir zahlenmäßig nicht bekannte, größere Anzahl von Menschen die herrschende Einkommens- und Vermögensverteilung als ungerecht. Fraglich ist jedoch, ob eine von der Wertschöpfung des Einzelnen als Beitrag zur Wirtschaftskraft der Gesellschaft, unabhängiges Transfereinkommen dem Wunsch der Menschen nach einer gerechten Gesellschaft entgegen kommen würde. Denkbar wäre auch, dass dies zu einer schroffen Zuspitzung von Vorstellungen einer sozialen Gerechtigkeit auf der Grundlage der Würde des Menschen und einer Vorstellung von Leistungsgerechtigkeit gespeist auf der Grundlage protestantischer Arbeitsethik kommen würde.

Hans von Sperling schrieb am 23.05.2021, 11:07 Uhr zu

Eigentlich geht es bei der bürgerlichen Idee der Lohnarbeit ja um Gerechtigkeit gegenüber der Gemeinschaft und sollte auch umgekehrt.

Man könnte zusammenkommen, indem man Arbeit als Tätigkeit bezeichnet, die man anderen zuliebe tut, nicht unmittelbar für sich selbst.

Dabei fällt aber die noch viel größere Ungerechtigkeit auf, dass nicht einmal jeder einen hat, für den er/sie arbeiten möchte.

Die Idee der Gemeinschaft wird in der Lohnarbeit in Geld ausgedrückt. Dies ist natürlich sehr verlogen im Lichte dessen, was Marx herausgestellt hat.

Es gilt immer noch dieselbe Kante um die geknickt wird: Menschen müßen planen, der Markt kann einfach an der Planung anderer parasitieren.

Jörg Reiners schrieb am 22.05.2021, 16:05 Uhr zu

[Kommentar zu Ingo Boomer]

Sollte Ingo Boomer mit seiner Berechnung richtig liegen, würde ich mich umgehend zu ihm gesellen und mit auf Tour gehen. Vermutlich aber irrt er. Mag aber durchaus sein, dass er sich nach Einführung eines Grundeinkommen \"linker Prägung\" nicht mehr so gut stellt. Dann aber wäre es mit Blick auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt aber auch gerechtfertigt. Und dass Linke eine linke Politik betreiben, darf nicht verwundern.

Herr Boomer darf den Verantwortlichen der Bundesarbeitsgemeinschaft Grundeinkommen in und bei der Partei DIE LINKE gerne seine Rechnung zur Stellungnahme vorlegen. Denn so ist sein Kommentar nur eine unbelegte Behauptung!

Reinhard Muth schrieb am 14.05.2021, 17:57 Uhr zu

Da die Veranstaltung anlässlich des Ökomenischen Kirchentages stattfindet sollte auch die Fragen:

Wie positionieren sich die Kirchen zur Forderung nach einem Grundeinkommen?

Mit welcher Unterstützung der Kirchen kann beim ESSR gerechnet werden?

Ingo Boomer schrieb am 28.04.2021, 09:16 Uhr zu

Habe mich heute mal intensiv mit dem BGE der LINKEN beschäftigt.

Das Papier liest sich wie eine einzige Steuererhöhungsorgie. Ich bin selbst Geschäftsführer und Gesellschafter einer GmbH mit knapp 40 Mitarbeitern. Das BGE der LINKEN bedeutet für meine Firma locker eine Verdopplung der Unternehmenssteuern (Deutschland ist ja jetzt schon Steuer- und Abgabenweltmeister). Hinzu kommt eine Substanzbesteuerung von 2,5 % auch in Jahren, in denen die Firma vielleicht mal keinen Gewinn abwirft. Und für Gewinnausschüttungen bedeutet das am Ende faktisch eine Steuerbelastung von 85-90 % (Unternehmens- + Individualbesteuerung).

Wer es nicht glaubt, soll bitte das Papier selber lesen.

Glaubt irgend jemand ernsthaft, ich würde den Laden auch nur einen Tag länger betreiben, wenn sämtliche Gewinne mit 90% besteuert werden? Der ganze Ärger mit der Firma und das Verlustrisiko bleibt natürlich zu 100% bei mir. Nein, ich nehme mir dann meinen Wohnwagen und fahre bis zur Rente kreuz und quer durch Europa und beziehe BGE.

Joseph Meyer schrieb am 31.03.2021, 20:57 Uhr zu

Ich stimme Herrn Wypior voll und ganz zu!

Wer sich gegen den - unbedingt notwendigen \"bedingungslosen\" Charakter des individuellen Grundeinkommens ausspricht, der hat leider nicht viel von der Idee des BGE verstanden! Wie der Kommentar von Caro zeigt, wird von sehr vielen Kritikern nicht verstanden, dass jeder Mensch ein fundamentales RECHT auf die bedingungslose Existenzsicherung hat! Erst wenn es bedingungslos ist, wird das BGE all seine positiven Effekte für die gesamte Gesellschaft entfalten können.

Ich denke, dass gerade die Partei DL das aufarbeiten muss! Leider ist sogar die so kluge Sahra Wagenknecht diesbezüglich auf der falschen Fährte. Hier könnte, sollte (!), das Netzwerk-Bedingungsloses-Grundeinkommen eine segensreiche Hilfestellung geben!

Jörg Reiners schrieb am 30.03.2021, 13:28 Uhr zu

[Zum Kommentar vom Wolfgang Gerecht]

[...]

Um in der Partei DIE LINKE einen Mitgliederentscheid durchgeführt zu bekommen, war es erforderlich, per Unterschriftensammlung ein bestimmtes Quorum zu erreichen. Die eingereichten Unterschriften mussten natürlich geprüft werden. Nach Bestätigung des Quorums hätte strenggenommen der Mitgliederentscheid beginnen können. Wissen sollte man aber, dass ein solcher Mitgliederentscheid auf ein halbes Jahr angelegt ist. Da etliche unserer Parteimitglieder unter den coronabedingten Einschränkungen \"virtuell\" nur schwer, mitunter sogar überhaupt nicht erreicht werden können, der Mitgliederentscheid zeitgleich mit kostspieligen Wahlkämpfen auf Landes- und Bundesebene hätte durcgeführt werden müssen, haben wir uns gemeinsam mit dem Parteivorstand dazu entschlossen, diese wichtige Weichenstellung nicht \"halbherzig\"und nebenbei anzugehen, sondern es allen Mitgliedern zu ermöglichen, sich eine fundierte Meinung für den anstehenden Entscheid zu bilden.

Ja, ok, die innerparteilichen GegnerInnen eines Grundeinkommens haben ihre Munition nun verschossen und eine \"Anti-BGE-Broschüre\" auf den Tisch gelegt. Na und? Abgerechnet wird am Ende des Tages. Die Zeit spielt den Freundinnen und Freunden eines Grundeinkommens mehr in die Hände als den Gegnerinnen und Gegnern. Auch auf unserer Seite wissen wir prominente Namen. Wichtiger ist es aber doch, wie sich das vermeintliche \"einfache Parteimitglied\" entscheiden wird! In unserer Broschüre werden wir aufzeigen, wie anschlussfähig unser Grundeinkommensansatz in der Gesellschaft ist.

Ach ja, gesetzt den Fall, wir hätten noch vor der Bundestagswahl im kommenden September den Mitgliederentscheid durchgeführt und womöglich für uns entschieden. Die wenigen Wochen zwischen der Vorlage des Ergebnisses und dem Wahltermin hätten nicht ausgereicht, ein Parteiprogramm auf die Grundeinkommensbasierung der Gesellschaft abzuändern. Das wäre sowieso erst zur übernächsten Bundestagswahl möglich gewesen. Warum also diesen wichtigen Paradigmenwechsel in der Partei über´s Knie brechen? Gut Ding braucht Weil!

Andreas Müller schrieb am 29.03.2021, 17:31 Uhr zu

Doch leider leben wir in einer kapitalistischen Welt...

Heike Pohl schrieb am 19.03.2021, 15:56 Uhr zu

Das wäre eine tolle Idee.Die Regierung hat doch keine Ahnung wie sehr so viele (eingeschlossen ich) echt Mühe haben über die Runden zu kommen.Ich arbeite Teilzeit 1100€ Netto und unterrichte Yoga 300€ Netto und muss nun mit 620€ Kurzarbeitergeld zurechtkommen.Wenn mein Mann mich nicht mit unterstützen würde wüsste ich nicht wie ich zurecht kommen sollte.

Uwe Wypior schrieb am 16.03.2021, 10:48 Uhr zu

Hallo ,

ich weiß euren langen Kampf zu schätzen, bin selbst als Gewerkschafter überzeugter Befürworter des BGE und war jahrelang aktives Mitglied der Partei DL. Leider befürchte ich, dass das BGE weiterhin innerparteilich bekämpft und ignoriert wird wie Inklusion. Anspruch und Wirklichkeit hinsichtlich von verbrieften Menschenrechten klaffen in der Partei DL leider immer noch weit auseinander und solange die Verantwortlichen nicht erkennen oder erkennen wollen, dass es gerade jetzt in der Corona-Pandemie an der Zeit ist neue Wege zu gehen und altes überkommendes Denken von Vorgestern hintersich zu lassen, brauchen sie sich bei Wahlen nicht über Klatschen wie jüngst in BaWü und RLP zu wundern .

Caro schrieb am 15.03.2021, 09:55 Uhr zu

Grundeinkommen JA!

Bedingungslos NEIN!

Wenn Gut- und Bestverdiener und Millionäre vom Grundeinkommen ausgeschlossen werden, bleibt für die \"Bedürftigen\" mehr übrig.

Das ist mein Verständnis von Ausgleich und Gerechtigkeit.

Norbert Fuchs schrieb am 14.03.2021, 17:57 Uhr zu

Sehr schön, das es endlich geschafft wurde, das Die Linke einen Mitgliederentscheid zum Grundeinkommen durchgeführt. Es dauert aber alles viel zu lange. Seit über 15 Jahren reden wir darüber und jetzt vergeht wieder eine Bundestagswahl ohne greifbaren Ergebnis.

Das bedingungslose Grundeinkommen (bGE) muss schnellstens als Grundrecht in das Grundgesetz. Dazu müssen alle Parteien mit ehrlicher Zukunftsperspektive neue Wege gehen. Ich hoffe sehr, dass es ein positives Ergebnis für das bGE geben wird.